Intrigen zur Ritterzeit
Bewertet mit 4 Sternen
Marie und Michel Adler von Kibitzstein sind auf dem Weg zu ihrem Freund Heinrich von Hettenheim, als sie nahe des Weges eine durch einen Pfeil schwer verletzte junge Frau finden. Mit Hilfe des orientalischen Arztes Rasul, dem sie kurz zuvor begegnet sind, gelingt es ihnen, sie zu retten. Doch bald gibt es neue Vorfälle, die in der Region für Unruhe sorgen.
Im achten Band um die Wanderhure Marie stößt Iny Lorentz ihre Leserschar unmittelbar hinein ins Mittelalter des 15. Jahrhunderts. Gleich auf den ersten Seiten offenbaren sich die Skrupellosigkeit und Findigkeit einiger Personen, denen zum Zweck der Vermehrung ihres Besitzes jedes Mittel recht ist.
Es ist schwer zu sagen, was eigentlich an dieser Reihe so fasziniert. Die Spannung kann es nicht sein, denn viele Teile der Handlung werden vorab verraten, so dass man fast immer einen Wissensvorsprung hat. Sämtliche Überlegungen, Abwägungen, Pläne werden von allen Seiten beleuchtet und häufig wiederholt. Wirklich Überraschendes ergibt sich kaum.
Und doch ist ein Vergnügen, in diese Welt einzutauchen, mit den Opfern der Intrigen zu leiden und den Helden zu bangen. Sich über die Übeltäter und deren Intrigen zu empören und all ihren Bemühungen zum Trotz den Frieden zu erhoffen.
Die Sprache tut sicherlich einiges dazu. Sie ist reich an altertümlichen Ausdrücken und beschwört durch beiläufige Beschreibungen sozialer Strukturen und alltäglichen Lebens den Kosmos des Mittelalters herauf. Das ist sicherlich nicht immer ganz authentisch, aber gerade durch diese ausbalancierte Gratwanderung gelingt der Brückenschlag ins Heute, wo die Lesenden sich abholen lassen und sich dem Sog der Erzählung überantworten.
Eine Landkarte der beteiligten Herrschaften hätte diesen Effekt bestimmt noch verstärken und das Ganze abrunden können.
Den wahren Fans der Wanderhure wäre zudem zu wünschen, dass in den Folgebänden, die es hoffentlich geben wird, ihre Hauptfigur wieder eine ihr entsprechende Hauptrolle wird einnehmen dürfen.