Rezension

Interessantes Thema, aber viel zu viele offene Fragen

Der Verrückte -

Der Verrückte
von Henning Mankell

„Der Verrückte“ ist ein Roman, der bereits 1977 von Henning Mankell verfasst wurde. Dieses Buch ist nun erstmals in deutscher Sprache erschienen.

Betitelt als Spannungsroman, kann man leider nur von einer latenten Spannung sprechen. Gleich zu Beginn wird zwar klar, dass etwas „Schlimmes“ passieren wird, doch so spannend wie in einem Krimi oder Thriller geht es leider nicht zu.

Die Geschichte beginnt kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Bertil Kras kommt von Stockholm in einen kleinen Ort in Norrland, um hier sein Glück zu machen. Tatsächlich findet er Arbeit in einem Sägewerk. Er lernt die alleinerziehende Margot mit ihrem kleinen Kind kennen und schließt sich aus Überzeugung einer kommunistischen Gruppe an. Damit gilt er als Außenseiter. Doch in dem Ort brodelt es unter der Oberfläche. Während des Krieges wurde dort ein Lager errichtet, in dem Kommunisten und andere Oppositionelle interniert waren. Verhaftet durch die örtliche Polizei, die keine Fragen stellte und auch jetzt nach dem Krieg immer noch an der Macht ist. Ehemalige Lagerinsassen wollen nun die Geschichte des Lagers ans Licht bringen. Sehr zum Unmut der Obrigkeiten, die damals für die Inhaftierungen verantwortlich waren. Als dann noch das Sägewerk brennt, fällt der Verdacht auf Bertil, den Außenseiter.

 

Die Bücher von Henning Mankell habe ich immer sehr gerne gelesen, insbesondere seine Wallander-Reihe war einfach top. „Der Verrückte“ gehört jetzt nicht unbedingt zu den highlights seiner Romane. Wenn man allerdings bedenkt, dass das Buch bereits vor 44 Jahren geschrieben wurde, dann ist das Buch als durchaus gelungen zu bezeichnen. Die Sprache ist absolut modern und kann mit heutigen Werken mithalten. Dafür bleiben sehr viele Fragen in dem Buch ungeklärt, was aus heutiger Sicht nicht vertretbar ist. Auch die Figuren fand ich gut gezeichnet. Zwar war jetzt keiner der Charaktere besonders sympathisch, dafür wirkten die Figuren authentisch auf mich. Die Stimmung war recht düster, aber es war eben auch Nachkriegszeit und es ging um ein schwieriges Thema. Doch nicht nur der Umgang mit den Kommunisten zu dieser Zeit wird in dem Buch verarbeitet, das Thema macht auch Mut zu seiner Sache zu stehen. Ebenso ist es eine Hommage an die sozialdemokratischen Kämpfer und gleichzeitig eine Abrechnung mit all den korrupten Machthabern.

Insgesamt ein interessantes und lesenswertes Buch mit einer latenten Spannung, aber leider viel zu viel offenen Fragen, die nicht geklärt werden.