Rezension

Interessant, flüssig, wenn auch nicht immer enorm spannend

Das Gottesspiel - Danny Tobey

Das Gottesspiel
von Danny Tobey

Beim Klappentext musste ich sofort an Erebos von Ursula Poznanski denken – Das Buch, das mich vor drei Jahren zur totalen Leseratte gemacht hat. Dementsprechend angefixt war ich auch bei diesem Buch, wenngleich ich weder erwartet noch erhofft habe, dass das Buch sehr ähnlich sein würde. Aber die Thematik an sich fand und finde ich einfach spannend und interessant. Das einzige, was mich ein wenig zögern ließ, war der Titel, da ich so überhaupt nicht religiös bin und davon eigentlich auch nichts lesen möchte. Da mich aber vor allem Klappentexte überzeugen müssen, gab ich dem Buch dennoch eine Chance.

Und wurde nicht enttäuscht. Wenn ich auch nicht ebenso abgeholt wurde wie damals bei Erebos (da ich früher aber jahrelang World of Warcraft gespielt hatte, hat mich auch die Art des Spiels viel mehr mitgenommen), war das hier ein interessantes und sehr flüssig zu lesendes Buch. Trotz der nicht ganz so wenigen Seiten (meine Komfortzone liegt eigentlich eher so bei 300-450 Seiten) hatte ich es jetzt innerhalb von 3 Tagen durch. Das ist auch für meine Verhältnisse ziemlich schnell.

Völlig begeistert bin ich zugegebenermaßen nicht, es wird nicht in meine Liste der Highlights von 2020 aufgenommen werden, obwohl ich eigentlich gar nicht so unbedingt sagen kann, woran genau das liegt. Irgendetwas hat mir schon gefehlt. Vielleicht Spannung? Danny Tobey baut sein Buch eher sehr gemächlich auf und es geht mit dem Spiel glaub ich überhaupt erst so ab Seite 100 oder 150 richtig los, aber obwohl man meinen könnte, das wäre eine langatmige Einführung, hab ich mich trotzdem keine Seite lang gelangweilt (und ich reagiere leider empfindlich auf Längen). Und auch wenn mir irgendwie eine Art Spannung gefehlt hat, hatte ich trotzdem kein Problem damit, 160-250 Seiten an einem Tag zu lesen. ¯\_(ツ)_/¯ Auch das Motiv des Spiels selbst und die Auflösung haben mich nicht so mitreißen und überzeugen können wie es bei Erebos der Fall war. Dort war es für mich einfach viel nachvollziehbarer. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass das Gottesspiel so dermaßen viel anstellen kann, was ich mir gar nicht vorstellen kann, dass das im wahren Leben funktioniert – Ich fürchte aber fast, irgendwie theoretisch ja, und das ist dann doch auch beängstigend. Dementsprechend fand ich es teilweise übertrieben, aber ich schließe nicht aus, dass dies meiner Unwissenheit geschuldet ist. Die politischen Anspielungen hätten jetzt meiner Meinung nach nicht unbedingt sein müssen, haben sie doch irgendwie gar nichts mit dem Thema zu tun; ich kann aber durchaus verstehen, wieso er seine Kritik ins Buch einfließen lassen wollte.

Der Roman erzählt aus der Sicht eines allwissenden Erzählers, was ich überraschenderweise sehr erfrischend fand (und irgendwie auch sehr passend :D). Ich weiß gar nicht, wann der letzte Roman so war, den ich gelesen habe. Die meisten schreiben entweder in der Ego-Perspektive oder zwar in der 3. Person, haben aber dennoch einen deutlichen Fokus auf einen der Charaktere. Hier haben wir die ganze Truppe der Vindicators, eine kleine Gruppe nerdiger Außenseiter auf einer High School, im regelmäßigen Wechsel im Blick, erfahren aber durch den Erzähler auch zwischendurch manche Informationen über Personen, die sie gerade getroffen haben. Das mochte ich gerne. Trotzdem habe ich es nicht geschafft, einen besonderen Bezug zu den Personen aufzubauen. Vielleicht waren es mit 5 Teenagern auch einfach zu viele? Ich weiß es nicht.

Himmel, es klingt, als fände ich das Buch blöd und hätte total viel daran auszusetzen. Aber nein, es war kurzweilig, interessant, stellenweise richtig spannend (stellenweise aber auch nicht soo) und ich habe es gern gelesen. Ein solider Thriller, den man durchaus lesen kann (wenn er mich auch nicht nachhaltig begeistern wird).