Rezension

Immer und immer mein Lieblingsbuch von Irving

Witwe für ein Jahr - John Irving

Witwe für ein Jahr
von John Irving

Bewertet mit 5 Sternen

Zum Inhalt: 
"Eines Nachts- sie war vier und schlief in der unteren Koje ihres Stockbettes - wachte Ruth Cole von leidenschaftlichem Stöhnen auf, das aus dem Schlafzimmer ihrer Eltern kam"* So beginnt Irvings Roman. Ruth Cole ist noch ein Kind. Da gibt es ihre Mutter Marion die sie nach diesem Sommer für immer verlassen wird, da gibt es Eddie, der junge Mann der eine Affäre mit Marion hat und da gibt es Ted, Ruths Vater der seine Finger nicht von anderer Leute Ehefrauen lassen kann. Da gibt es Timmothy und Thomas die großen Brüder von Ruth, die lange starben bevor sie geboren wurde. Und schließlich gibt es Ruth, die sich immer fragen wird warum ihre Mutter ausgerechnet die Bilder der toten Brüder mitgenommen sie selbst aber verlassen hat... 

Meine Meinung: 
Gerade als ich mir überlegt habe wie ich am besten anfange, viel mir auf das ein E-Reader wirklich eine gute Erfindung ist, warum? Er würde es mir ermöglichen alle meine Lieblingsbücher immer mit mir herumtragen zu können, irgendwie ein beruhigender Gedanke. Witwe für ein Jahr wäre sicher einer der ersten Romane die ich mir zu diesem Zwecke nochmal kaufen würde. 

John Irving ist ein Autor der eine Geschichte erzählen kann, die so viele kleine Geschichten enthält und die doch so miteinander verknüpft sind das sie einen Zusammenhang ergeben. Zu dem schreib er wunderbare erste Sätze. Seine Figuren sind Menschen mit denen ich mich während dem Lesen unterhalte und sie sogar schonmal beschimpfe (so geschehen auch hier, eine doofe alte Schachtel beleidigt Ruth *g*). Ein Roman von Liebe, Enttäuschung, Trauer, Freude, Hass und wunderbarer Racheszenen (wer den Roman schon gelesen hat weiß sicher was ich meine *g*), Mord, Verlust und eben von Ruth, einer Schriftstellerin, die ich glaube ich schon allein deshalb mag weil sie Schriftstellerin ist. 

Witwe für ein Jahr lässt sich nicht auf ein Thema herunterbrechen und das ist auch gut so. Gerade das ist Irvings großes Können, einen Roman zu schreiben der so Rund und vor allem ohne viel Aufhebens Themen und Gefühle von Menschen anspricht, ohne das es gewollt oder störend wäre. Alles hat irgendwie seinen Platz und seine Zeit. Gleichzeitig findet sich auch hier der spezielle Humor der Irvings Romane auszeichnet wieder. Es gibt Szenen in diesem Roman die einfach zum brüllen komisch und skuril sind, ohne das sie dabei fehl am Platze wirken. 

Schon nach dem ich den Roman das erste Mal gelesen hatte, wusste ich das ich es hier mit einem Lieblingsbuch zu tun bekommen hatte. Ein Wohlfühlbuch das ich nicht vergessen würde. Die alte Geborgenheit hat sich auch sofort wieder eingestellt und ich bin schon etwas melancholisch weil ich Ruth nun wieder verlassen habe.