Rezension

Im Nachgang seltsam ungreifbar

All die Liebenden der Nacht -

All die Liebenden der Nacht
von Mieko Kawakami

Bewertet mit 3 Sternen

Fuyuko ist als als Korrekturleserin in einem Verlag angestellt. Sie hat nicht viele soziale Kontakte, auf der Arbeit wird die Außenseiterin eher gemieden. Als ihre Kollegin Hijiri empfiehlt sich selbstständig zu machen, folgt sie dem Ratschlag, der sie jedoch noch etwas weiter in die soziale Einsamkeit treibt. Nur die gelegentlichen Treffen mit Hijiri bringen die zurückgezogene Fuyuko aus ihrer Wohnung.
Eines Tages besucht sie die Volkshochschule, da sie mit ihrer Freizeit einfach nichts anzufangen weiß. Sie fragt sich, ob sie mit Alkohol etwas gelockerter auf die Menschen zugehen könnte, aber schnell wird aus einem abendlichen Bier eine sie stets begleitende Thermoflasche gefüllt mit Sake. So kommt es, dass sie in einem Moment schlimmster Selbstdemütigung, als sie es mit dem Alkohol übertrieben hat, im Foyer der Volkshochschule auf den Physikdozenten Mitsutsuka trifft. Die beiden sind fasziniert vom Licht, und gelegentlich treffen sie sich auf einen Kaffee, um sich auszutauschen. Bald schon stellt sich Fuyuko die Frage, ob Mitsutsuka die Leere in der Mitte ihres Lebens füllen könnte.

Kawakami knüpft mit "All die Liebenden der Nacht" an ihre Tradition an, ein Bild der japanischen Gesellschaft nachzuzeichnen. Darin liegt ihre Stärke, und doch blieb der Roman im Nachgang seltsam ungreifbar, so als ob Fuyuko geradewegs aus meiner Erinnerung in ihre Nacht spaziert.