Rezension

Ich werde Merle vermissen

Das Gläserne Wort - Kai Meyer

Das Gläserne Wort
von Kai Meyer

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem ich die ersten beiden Bände der “Merle”-Trilogie noch als Hörbuch gehört habe, habe ich mir den letzten Band als Hardcover-Ausgabe gegönnt, um zu erfahren, wie es mit Merle, Junipa und Co. weitergeht. Schade, dass dies bereits der letzte Band ist, denn ich würde am liebsten noch viel mehr über Merle erfahren.

Kai Meyer konnte mich mit seinem Schreibstil wieder einmal begeistern. Der Autor beschreibt sämtliche Ortschaften sehr detailliert, sodass ich mir nahezu alles bildlich vorstellen konnte. Die Schauplätze sind wieder einmal sehr gelungen. Die Flucht aus der Hölle gelingt und es geht direkt nach Ägypten weiter. Sicherlich ist dieses Land dabei nicht nur historisch sehr interessant. Dazu entwickeln sich die Charaktere gut weiter, sodass ich sie immer mehr ins Herz schließen konnte. Interessant ist dabei auch, wie der Autor die Charaktere darstellt, denn obwohl es eine klare Trennung zwischen Gut und Böse gibt, erkennt man immer wieder, dass auch gute Charaktere ihre schlechten Eigenschaften haben und selbst die Bösewichte ihre guten Seiten präsentieren.

Bei der Charakterentwicklung ist vor allem Merle sehr interessant, die in der Geschichte immer erwachsener wird, Verantwortung übernimmt und zwischendurch auch nach ihrem eigenen Kopf entscheidet und sich über andere Entscheidungen hinwegsetzt. Dazu wird sie auch mutiger, schätzt Situationen immer besser ein und lernt in gewisser Art und Weise auch, dass nicht alles immer so ist, wie es zunächst scheint.

Vieles klärt sich auf und der Leser bekommt endlich seine Antworten, allerdings sind diese dann doch stellenweise recht schockierend und auch etwas traurig, denn mit einigen Entwicklungen und Verlusten hätte ich nicht so ganz gerechnet. Obwohl ich die Aufklärung der Entwicklung und die Beweggründe sehr interessant und stimmig fand, muss ich aber auch sagen, dass man sich dafür zuwenig Zeit genommen hat. Es flog zu schnell an mir vorbei und ich hätte mir gewünscht, dass sich der Autor ein bisschen mehr Zeit für sämtliche Antworten gelassen hätte.

Allerdings geht es in diesem Band auch recht rau zu und ist meiner Meinung nach deswegen längst kein Kinderbuch mehr, da vieles recht offen beschrieben und kaum etwas beschönigt wird. So kann man sich zwar alles richtig gut vorstellen, aber für die jüngeren Leser ist dies an einigen Stellen eher ungeeignet.

Das Cover ist so eine Sache: Auf der einen Seite gefällt es mir gut, auf der anderen Seite hätte ich ein Cover mit mehr Details schöner gefunden. Die Kurzbeschreibung gefällt mir dagegen sehr, da sie Spannung verspricht, aber dabei nicht zu viel verrät.

Insgesamt ist “Das Gläserne Wort” ein guter Abschluss der “Merle”-Trilogie und hatte alles, was ich mir zuvor erhofft habe: Magische Momente, Spannung, Überraschungen und gute Charaktere, die mich bis zur letzten Seite begeistern konnte. Ich werde Merle vermissen!