Rezension

Hommage an die Kassette

Kassettendeck
von Jan Drees Christian Vorbau

"Kassettendeck - Soundtrack einer Generation" von Jan Drees und Christian Vorbau ist eine Hommage an das langsam verschwindende Medium Kassette.

Man mag sich fragen, wieso sich zwei Menschen zusammentun um ein Buch über die Nostalgie der Mixtapes zu schreiben. Eine berechtigte Frage, die sich wohl jeder Stellen wird - und jeder wird zu einer anderen Antwort kommen.

Die Kassette war z.B. ein oftmals gerne gesehenes Geschenk. Und ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie lange ich entweder vor dem Radio gesessen habe oder CD`s durchwühlte auf der Suche nach den perfekten Liedern für mein Mixtape. Die Lieder sollten dem anderen etwas über mich erzählen, meine Gefühle zeigen oder an gemeinsame Erlebnisse erinnern.
Heute, im mp3-Zeitalter, geht das natürlich alles wesentlich schneller....und etwas fehlt.

Im Innenteil der Klappbroschur steht "Kassettendeck schreibt mit Prosastrecken, Interviewsets und Pop-Essays eine neue Geschichte der MC." Und das tut es auch, ohne Frage!
Aber ich denke, dass einige Leser, so auch ich, mit falschen Vorstellungen an das Buch gegangen sind. Manche Strecken ziehen sich unglaublich lang, z.B die ganzen technischen Ausführungen über Mischpulte oder Vor- und Nachteile der verschiedenen Kassettenhersteller. Vielleicht kann ich mich auch nur zu wenig für Technik begeistern. Und für andere Stellen wiederrum fühlte ich mich zu jung, da mit viele Namen von DJ`s oder Musikern gar nichts sagten.

Was mir aber sehr gut gefallen hat, sind die abgedruckten Playlists an den Enden der Pop-Essays und die Rubrik "3 Fragen an". Diese waren meist informativ, unterhaltsam und lockerten das ganze ziemlich auf.

Optisch ist das "Kassettendeck" ein absoluter Hingucker.
Im Buch finden wir zahlreiche liebevolle und detaillierte Illustrationen, die sich wunderbar in Verbindung mit dem Buch bringen lassen und einfach stimmig sind. Auch das Cover wurde von der gleichen Grafikerin/Designerin gestaltet. Die Umrisse der Zeichnungen, sowie die Namen der Autoren und der Titel sind mit glitzerndem Spotlack hervorgehoben.

Auch wenn mich "Kassettendeck" nicht vollends überzeugen konnte, bin ich der Meinung, dass aus diesem Buch jeder Leser etwas "mitnehmen" kann.
Für versierte Technikfreaks, Tapemixer und Mixtapeliebhaber (genau diese Kombi) kann es aber durchaus zu einem literarischen Fest werden!