Rezension

Hoffnung innerhalb schwieriger Familienverhältnisse

Ihr kriegt mich nicht! - Mikael Engström

Ihr kriegt mich nicht!
von Mikael Engström

Bewertet mit 4 Sternen

Der 12-jährige Mik kommt aus sehr schwierigen Familienverhältnissen. Die Mutter verstarb bereits vor einigen Jahren und der Vater ist Alkoholiker und bekommt sein Leben nicht in den Griff. "Kümmern" tut sich Miks 16-jähriger Bruder um ihn, doch auch dieser ist noch nicht erwachsen und um die Familie über die Runden zu bringen, finanziert er das Leben aller durch kleinere und größere Diebstähle. In die Schule geht Mik auch nicht wirklich gern, muss er doch dort immer die heile Welt vorspielen.

Doch so sehr sich der Junge auch anstrengt, die häuslichen Verhältnisse fliegen auf. Mik wird von einem Moment auf den anderen in Obhut des Jugendamtes genommen und zu seiner Tante Lena in die Einöde geschickt. Erst ist Mik alles andere als begeistert, gibt es bei der Tante doch nicht mal Fernsehen oder ein Radio, doch schon nach kurzer Zeit findet er Anschluss, Liebe und Geborgenheit, denn nicht nur seine Tante nimmt ihn mit offenen Armen auf, die ganze Dorfgemeinschaft heißt ihn willkommen, etwas, dass Mik in seinem Leben noch nicht widerfahren ist. Derweil geht sein Vater "freiwillig" in den Entzug.

Die Zeit bei seiner Tante ist jedoch nur vorübergehend und so kommt es, dass der Junge, der das erste Mal seit Jahren ein Zuhause hat, wieder zu seinem Vater zurückgeschickt wird. Dieser bleibt jedoch nicht trocken und es kommt wie es kommen muss: erneut eskaliert die häusliche Situation und Mik wird wieder in Obhut des Jugendamtes genommen, doch anstatt zu seiner Tante, muss er dieses Mal in eine Pflegefamilie. Hier jedoch wird der Junge nicht wirklich in die Familie integriert, sondern eher als Arbeitskraft genutzt, mit dem die leiblichen Kinder ihren Spaß haben können. Für Mik steht fest: dort wird er nicht bleiben und kriegen werden sie ihn auch nie wieder!

Hoffnung innerhalb schwieriger Familienverhältnisse! Der Plot wurde realistisch und abwechslungsreich erarbeitet. Besonders beeindruckt hat mich, wie der erst 12-jährige Protagonist auf seine Art gegen das staatliche System rebelliert, um zu erreichen, dass er dort leben darf, wo er glücklich ist, auch wenn die staatliche Macht dies völlig anders sieht. Die Figuren wurden authentisch und facettenreich erarbeitet. Protagonist Mik war nicht von Anfang an ein Sympathieträger, eher im Gegenteil, er war ein kleiner Lügner und Aufschneider und dennoch schaffte er es, sich nach und nach in mein Herz zu schmuggeln, genau in dem Maß, wie sich nach und nach seine wahre Persönlichkeit offenbarte. Den Schreibstil empfand ich sehr angenehm zu lesen, hätte mir jedoch an manchen Stellen, gerade zu Beginn des Buches, etwas mehr emotionale Tiefe gewünscht.