Rezension

Höllenszenario

Das Glück der anderen - Stewart O'Nan

Das Glück der anderen
von Stewart O'Nan

In einer amerikanischen Kleinstadt bricht Diphterie aus. Jacob Hansen, der gleichzeitig Sheriff, Leichenbestatter und Pastor ist, findet den ersten Toten und von da an gibt es täglich weitere Krankheitsfälle. Auch der Arzt ist ratlos; medizinische Hilfe gibt es nicht. Und so bleibt ihnen nur, die Toten zu begraben und irgendwann Quarantäne auszurufen. Die wenigen gesunden Einwohner möchten fliehen: Nicht nur die Krankheit bedroht sie, auch eine Feuersbrunst. Gibt es noch Rettung für sie?

Hansen muss ständig Entscheidungen treffen, doch es gibt keine echte Lösung, und was auch immer er tut, er hat immer nur die Wahl zwischen zwei Übeln. Handlungen haben böse Folgen, und der gläubige Christ verzweifelt, denn er lädt Schuld auf sich. Mit seiner Schilderung erinnert O´Nan mich an Camus "Die Pest". Sein Schreibstil ist ungewöhnlich: Er benutzt die 2. Person Singular, so, als ob ein Beobachter zu Hansen spräche oder aber dieser Selbstgespräche führe. Der Leser kommt Hansen nah. Das schreckliche Szenario hat mich schockiert. Wieder ein Buch von O´Nan, das mich bewegt.