Rezension

Hochspannende Weihnachten

Eiskalte Provence - Pierre Lagrange

Eiskalte Provence
von Pierre Lagrange

Bewertet mit 5 Sternen

Hochspannende Weihnachten

Bisher hat Albin Leclerc immer in den Sommermonaten ermittelt und damit geschickt sowohl Krimifans als auch reiselustige Leser in seinen Bann gezogen. Dass die Provence auch in der Weihnachtszeit ein „heißes Pflaster“ sein kann, beweist er in Teil 6 der Krimireihe um den Kommissar im (Un-)Ruhestand Albin Leclerc und seinen Mops Tyson.

Albin bekommt es diesmal mit äußerst gefährlichen Gegnern zu tun, deren wahre Motive er erst kurz vor knapp entschlüsseln kann. Was am Anfang wie ein Ritualmord an einer jungen Frau aussieht, entpuppt sich als kleines Rädchen in einem sehr großen und mächtigen Uhrwerk, das die gesamte Provence bedrohen könnte. Auch diesmal mischt sich Albin wieder ungefragt in die Ermittlungen ein und obwohl er sich mittlerweile offiziell „polizeilicher Berater“ nennen darf, sind die diensthabenden Beamten doch grundsätzlich eher froh, wenn Albin seine Nase aus laufenden Ermittlungen heraushält. Doch wie immer nutzt er seine noch bestehenden hervorragenden Kontakte und weiß mitunter eher als die leitenden Ermittler, an welchen Stellen der Fall „hakt“. Das ist vergnüglich zu lesen und entlockte mir trotz des wirklich fast gruseligen Beginns des Romans immer wieder ein Lächeln. Ganz ehrlich, so einen wie Albin würde ich auch nicht mit Kusshand in meinem beruflichen Umfeld begrüßen: ein alternder Querdenker, der sich in alles ungefragt einmischt und Initiativen ergreift, die in die polizeiliche Ermittlungsarbeit eingreifen. Andererseits hat er ein absolutes Näschen für Zusammenhänge, auch wenn sie sich nicht auf den ersten Blick offenbaren und gibt so meist wertvolle Hinweise an die Ermittler weiter. Ich kann verstehen, dass die Kommissare Castel und Theroux sehr ambivalente Gefühle für Albin hegen.

Neben der reinen Krimihandlung nimmt auch das Privatleben von Albin und seiner Familie wieder einen Teil des Romans ein. Und das ist gut so, denn diese allzu menschlichen Beschreibungen lockern das Buch auf und machen es rundum sympathisch. Diesmal kämpft Albin gegen den Stress und die Hektik der Vorweihnachtszeit – was wohl so ziemlich jedem Leser in der einen oder anderen Weise bekannt vorkommt. So ist er nicht nur sehr spät dran, Geschenke für die Enkel zu besorgen – auch das Geschenk für seine Lebensgefährtin Veronique stellt ein nicht zu unterschätzendes Problem dar. Und zu allem Überfluss dudelt aus gefühlt jedem Lautsprecher und mehrmals pro Stunde das verhasste „Last Christmas“. Ganz zu schweigen davon, dass Veronique seit Tagen die Küche in ein Schlachtfeld verwandelt, um die vielen Köstlichkeiten probezukochen, die sie am Weihnachtsabend für die die komplette Verwandtschaft zu kredenzen gedenkt. Eigentlich ist es also gar kein Wunder, dass Albin von zuhause flüchtet und sich voller Enthusiasmus in die Ermittlungen zu diesem Mordfall stürzt… ;-)

Wie schon in den letzten Büchern der Reihe hat mich auch diesmal wieder die Mischung aus gut konstruiertem Krimi und vergnüglichem Familienchaos überzeugt. Ich bin und bleibe ein Fan der Reihe, die noch keinerlei Ermüdungserscheinungen zeigt, und freue mich jetzt schon auf den für Frühjahr 2022 angekündigten 7. Band (Echt jetzt? Soooo lange noch???).