Rezension

Hat mir gut gefallen

Der große Gogo -

Der große Gogo
von Egyd Gstättner

Bewertet mit 5 Sternen

Der Klagenfurter Autor Egyd Gstättner widmet sich in seinem neuen Roman „Der große Gogo“ dem Fußballer Günther „Gogo“ Golautschnig, der heuer seinen 70. Geburtstag feiert. Sein Leben und seine Karriere sind die Vorlage für das Buch. Golautschnig schaffte es aus dem Kärntner Jauntal zur Austria Klagenfurt und dann ins Nationalteam. Der Linksaußen gilt als einer der besten Fußballer der österreichischen Fußballgeschichte.

 

Als der begeisterte Fußballfan und Jungautor Egyd Gstättner im September 1982 sein Krankenhauszimmer mit dem Fußballer Günther „Gogo“ Golautsching teilt, weiß er noch nicht, dass er einen biografischen Roman über ihn schreiben wird.

 

Wer ist er nun, der große Gogo, der im Roman Gustav Goggerwenig heißt und als Ich-Erzähler über sein Leben berichtet? Und wie viel Günther steckt in Gustav?

 

Gustav kickt bei Austria Klagenfurt unter Trainer Walter Ludescher und arbeitet, wie die meisten Fußballer, um den Lebensunterhalt für sich und seine Familie zu verdienen. Der damalige Teamchef Erich Hof ist immer auf der Suche nach neuen Teamspielern und so fällt ihm der nur 1,68m große und stämmige Goggerwenig auf. Mit Bart hat er eine entfernte Ähnlichkeit mit Bomber Gerd Müller.

 

Als er am 17. September 1982 als erster Kärntner mit der National-Elf ins Stadion einläuft, hat sich sein Traum erfüllt. Es geht um nichts Geringeres als die EM-Teilnahme, Gegner ist die Türkei. Seite an Seite steht er mit Toni Polster, Walter Schachner, Hans Krankl, Erich Obermayer, Bruno Pezzey, Friedl Koncilia, Josef Degeorgi, Felix Gasslich, Herbert Prohaska, Heribert Weber, sowie den Ersatzspielern Herbert Feurer, Gernot Jurtin, Peter Pacult, Leo Lainer, Bernd Krauss und Anton Pichler als die Österreichische Bundeshymne erklingt.

 

Just dieser sportliche Höhepunkt seiner Karriere ist gleichzeitig auch deren Ende, denn in der 55. Minute des Länderspiels verletzt sich der Gogo schwer. Dass das Team trotz numerischer Unterlegenheit (man hat das Austauschkontingent bereits ausgeschöpft) mit 4:0 gewinnt, tröstet den Gogo nur wenig.

 

Meine Meinung:

 

Wie knapp Glück und Unglück, Pech, Reichtum und Armut, Erfolg und Misserfolg, Komödie und Tragödie beieinanderliegen, erzählt der Autor in seinem Buch.

 

Trotz Rehabilitation und harter Arbeit kann sich Gogo nicht erholen und an seine frühere Form anschließen. Statt Austria Klagenfurt heißt sein letzter Verein SV Bleiburg, als er 1984 die Fußballschuhe endgültig an den Nagel hängt. Tragisch dabei ist, dass er miterleben muss, wie die Karriere seines damals knapp 18-jährigen Kollegen, der bei der Wiener Austria spielt, zu einem steilen Höhenflug ansetzt: Der Name Anton „Toni“ Polster.

 

Golautschnig erleidet das typisch österreichische Fußballerschicksal dieser Zeit: Als Amateur muss er einem Beruf nachgehen („Schepfen gehen“ wie die Kärntner und Steirer sagen), denn vom Fußball kann man in den 1980er-Jahren nicht leben. Spieler der großen Vereine wie Austria Wien oder Rapid erhalten zum Karriereende entweder eine Trafik oder eine Tankstelle, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Ausnahme ist Ex-Fußballer und Trainer Walter Ludescher, der als Lehrer ein geregeltes Einkommen hat. Als der große Sportschuhhersteller sein Werk in Kärnten schließt, verliert Gogo nach 23 Jahren seine Arbeit.

 

Geschickt vermischt Egyd Gstättner Fakten mit Fiktion. Er „kennt“ Günther Golautsching nur aus den Tagen im Krankenhaus und hat die sportlichen Eckpfeiler recherchiert. In einem Interview mit einer Kärntner Tageszeitung erzählt Gstättner, dass in diesem biografischen Roman neben der Geschichte Kärntens auch das eine oder andere Persönliche eingeflossen ist.

 

Passend dazu stellte Egyd Gstättner sein Buch „Der große Gogo“ am 28. September 2023 im Klagenfurter Fußballstadion vor.

 

Fazit:

 

Gerne gebe ich diesem biografischen Roman, der auch gleichzeitig ein zeitgeschichtliches Dokument ist, 5 Sterne.

 

 

Kommentare

Bellis-Perennis kommentierte am 10. Dezember 2023 um 12:02

Achtung! Es muss November statt September heißen, sorry.