Rezension

Hat mich gut unterhalten

Die ganze Wahrheit über Münchhausen & Co. - Tina Breckwoldt

Die ganze Wahrheit über Münchhausen & Co.
von Tina Breckwoldt

Bewertet mit 5 Sternen

Punktgenau zum 300. Geburtstag des als „Lügenbaron“ bekannten Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen bringt der Salzburger Benevento-Verlag ein Buch „über 300 Jahre Lügengeschichten“ heraus.

 

Es gibt im deutschsprachigen Raum wohl niemanden, dem der Name Münchhausen unbekannt ist. Doch wer kennt die Person hinter all den Fantastereien? Stimmt das alles, was man sich über den Adeligen erzählt? Oder ist das auch nur ein Lügengespinst?

 

Tina Breckwoldt ist dem historischen Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen (1720-1797) in penibler Recherchearbeit nachgegangen. Trotz weniger historischer Quellen gelingt es der Autorin ein rundes Bild des Barons zu enthüllen. Zahlreiche Zitate aus Briefen von, an und über ihn, die zum Teil auch abgedruckt sind zeigen von der akribischen Suche nach Archivmaterial.

 

Das Buch selbst ist neben Vorwort und Vorbemerkung („Der Wahrheit die Ehre“) in vier Abschnitte gegliedert.

 

„Wenn das Glück favorabell ist“ - Die nackte Wahrheit
Bis sich die Balken biege - Über das Lügen an sich
Das Blaue vom Himmel - die Fiktion
„Daß Cuireuse anzumercken“ - Was der Baron alles auslöst

 

Den Abschluss machen dann neben dem Kapitel „Wer zuletzt lügt, lügt am besten“, was so etwas wie ein Nachwort ist, ein umfangreiches Personenregister, zahlreiche Anmerkungen sowie eine Bibliografie und ein Bildverzeichnis.

 

In ihrem Buch beleuchtet die Autorin nicht nur Baron Münchhausen selbst sondern auch sein Umfeld und wie seine Geschichten quasi zu einem Selbstläufer wurden. Fakt scheint, dass Münchausen in guter alter Bardentradition Geschichten erfunden und erzählt hat. Sei es bei Hofe oder während langer Nächte irgendwo Wache schiebend. Zunächst sind die Überlieferungen nur mündlich, die bei jedem Weiterezählen ein wenig mehr ausgeschmückt werden. Man kennt das ja vom Jäger- und Anglerlatein wo aus einer Sprotte ein Waller mit 100kg wird. Auch unter Nicht-Seeleuten wird gerne Seemannsgarn gesponnen. Doch erst mit der Verschriftlichung der Erzählungen setzt Vermarktung als „Lügenbaron“ ein, denn was geschrieben steht, muss doch wahr sein, oder?

 

Zum Image als Lügenbaron haben auch Film und Fernsehen beigetragen. Man erinnere sich an den legendären Streifen in dem Hans Albers als Münchhausen und dem Ritt auf der Kanonenkugel.

 

Mit diesem Buch ist es der Autorin geglückt, den historischen Baron Münchhausen ins rechte Lichte zu rücken. Viele der Geschichten, die unter seinem Namen erschienen sind, sind gar nicht von Münchhausen.

 

Wie schreibt schon Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe so treffend:

 

„Wer so versteht, Lügen von genialistischen Effekten in die Welt zu setzen, muss ein großer Mann sein, vor dem alle Welt den Hut zieht.“

 

Und Goethe, der Meister der Fabulierkunst muss es ja wissen.

 

Gut gefallen hat mir auch, dass Matthias Freiherr von Münchhausen, ein heute lebender Nachfahre des legendären Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen, ein gelungenes Vorwort geschrieben hat.

 

Das Buch ist kurzweilige geschrieben und enthält zahlreiche Zitate und Abbildungen von Briefen sowie Bildern von Münchhausen selbst.

 

Fazit:

 

Ein gelungenes Geburtstagsgeschenk für Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen, der sich 2020 zum 300. Mal jährt. gerne gebe ich hier 5 Sterne.