Rezension

Gutes Thema, Schlechte Umsetzung

Nennt mich nicht Ismael! Bd. 1 - Gerard Michael Bauer

Nennt mich nicht Ismael! Bd. 1
von Gerard Michael Bauer

Bewertet mit 1 Sternen

Für eine Schullektüre im Deutschunterricht sind die Erwartungen meist sehr niedrig. so war es auch bei diesem Buch. Trotzdem hat das Buch meine negativen Erwartungen noch übertroffen. Sieg von Sprache über Gewalt ist eigentlich ein wunderbares Thema - erst recht, wenn man so sprachbegeistert ist, wie ich es bin. Doch dieses Buch wird dem Thema einfach nicht gerecht.

Eigentlich bin ich ein begeisterter Leser. Ich bin begeistert für Sprache und alles was mit Sprache und deren geschickter Anwendung zu tun hat. Ein Buch, das den Sieg von Sprache über Gewallt als Hauptthema anpreist klingt daher für mich eigentlich ganz gut. Doch das böse Wort: "Eigentlich" wird zum Leitwort dieser Rezesion werden.

Erst mal zur Handlung:

Ismael Leseur, Hauptfigur und Ich-Erzähler des Buches, wird aufgrund seines Namens von Klassenführer Barry Bagsley und dessen Kumpanen gemobt, bis sich eines Tages alles ändert: James Scobie kommt in die Klasse. Dieser Junge schafft es alleine durch die Sprache (sowie durch seine Gelassenheit) das Klassenklima komplett zu verändern. Ismael und er befreunden sich schon nach kurzer Zeit. Doch schnell nehmen tausend Verwicklungen ihren Lauf, die mit einem Debatierclub, dessen Mitglieder ungleicher nicht seien könnten, sowie einer Mitschülerin, die Ismael, naja, besonders gut gefällt, zu tun haben.

So weit, so gut.

Eigentlich (da ist dieses Wort wieder) ist die Handlung im großen und ganzen in Ordnung. wenn man nur diese Kurzbeschriebung liest, hört sich das auch für mich ganz gut an. Daher hielt ich das Buch zerst für eine ganz gute Wahl unseres Deutschlehrers, der es für uns als Deutschlektüre ausgesucht hatte. Doch diese Meinung hat sich beim Lesen des Buches schnell geändert. Es gibt einige Abschnitte, die in meinen Augen echt unschön bzw. stark übertreiben sind. An einigen Stellen enthält das Buch zudem unschöne Fremdschämmomente, die ich gerne einfach wieder vergessen würde.

Zum Humor: Der Humor ist mein größter Kritikpunkt. Ich weiß - es gibt einige Menschen die diese Art von Amerikanisch-übertriebenem Humor superlustig finden. Ich gehöre nunmal nicht dazu. Die meisten Stellen, die lustig sein sollen, wirken entweder extrem gestellt oder sind einfach nur peinlich. Teilweise wird dabei in meinen Augen ein echtes Kindergartenniveau erreicht. Trotzdem gibt es hier und da Stellen, die auch mir ein Schmunzeln entlockt haben. Diese waren leider recht selten

Zum Schreibstil: An dem hab ich wenig auszusetzen. Er ist durchgehend recht gut, hin und wieder ist er auch lustig. Menschmal allerdings wirkt er etwas arg dick aufgetragen. Und ein Schreibstil, der recht gut ist, macht noch kein gutes Buch daraus. 

Zu den Figuren: Mir erscheinen die Figuren meist irgendwie zu dick aufgetragen. Was sie sagen und tun, kommt oft unrealistisch rüber und gerade die Protagonisten machen einen arg unsympatischen Eindruck

Und außerdem (das ist letztlich eine Sache die ganz klar nur meinen Geschmack betrifft) kann ich es nicht leiden, wenn in Kinder- und Jugendbüchern Liebesgeschichten vorkommen. Das soll ja in den Vortsetzungsbüchern noch extremer sein.

Ich verstehe nicht, warum dieses Buch auf so viel Begeisterung stößt. Geschmäcker sind verschieden, ich weiß.

Jedem, der übertriebenen-amerikanischen Humor nicht mag und gut auf einen Haufen Fremdschämmomente verzichten kann, würde ich vom Lesen dieses Buches abraten. Wenn Sie dieses Buch als Schullektüre lesen müssen oder mustten, spreche ich Ihnen hiermit mein herzlichstes Beileid aus.

Kommentare

Buchdoktor kommentierte am 23. November 2020 um 14:08

Achtung Fettnäpfchen - es ist australischer Humor.

Novelist bemerkte am 23. November 2020 um 17:35

 Ich weiß, dass der Autor Australier ist. Es stimmt auch absolut, das es Australischer Humor ist - Mir war das bewusst. Es ist nur so, dass Australischer und Amerikanischer Humor sich in ihrer Übertriebenheit allerdings oft recht ähnlich sind. So ist zb. der Humor in "Theo Boone - der Überfall" von John Grisham in seiner Art dem von "Nennt mich nicht Ismael" sehr ähnlich. Man assoziiert, zumindest aus meiner Sicht, diese Art von Humor mehr mit Amerika als Australien.