Rezension

Gutes Jugendbuch

Spiel nicht verrückt - Sonya Sones

Spiel nicht verrückt
von Sonya Sones

Für die 13-jährige Cookie kann das Leben aktuell chaotischer nicht sein. Sie steckt mitten in der Pubertät, ihre Eltern streiten sich und dann wird auch noch ihre geliebte Schwester in die Psychiatrie eingeliefert. Da sie weder mit ihren Freunden noch ihren Eltern über ihre Gefühle reden kann, schreibt sie ihre Gedanken auf und verarbeitet ihre Erfahrungen mit der Psychiatrie und dem Verhalten ihrer Schwester.

Es scheint,
als wäre Schwester
die Verrückte, aber was,
wenn es eigentlich
andersrum ist

und in Wirklichkeit ich
die Verrückte bin
- so verrückt, dass ich denke,
sie wäre es?

“Spiel nicht verrückt” ist für mich eine kleine Überraschung gewesen. Ich habe nicht allzu viel von dieser Geschichte erwartet und habe mir das Buch eigentlich nur wegen der Versform gekauft. Das aber hinter dieser Versform auch eine wundervolle Geschichte steckt, hätte ich eher nicht gedacht.

Sonya Sones hat hier alles richtig gemacht. Die Versform allein ist für mich schon ein Pluspunkt, hinzu kommt der wirklich tolle Schreibstil, der flüssig, verwirrend und verstörend geschrieben ist.

Cookies Gefühlswelt wird dem Leser quasi komplett offen gelegt. Schon allein durch ihr Alter hat sie es aktuell nicht leicht im Leben. Sie hat mit der Pubertät zu kämpfen und ihre Schwester, die anscheinend ihr Vorbild war, beginnt vor ihren Augen zu erkranken, was sie verunsichert und verstört. So erinnert sich Cookie an ihre gesunde Schwester zurück, kann aber mit den psychischen Problemen ihrer Schwester nicht viel anfangen, weil sie es auf der einen Seite nicht versteht und sie sich auf der einen Seite auch für ihre Schwester schämt, wenn ihre eigenen Gefühle überhand nehmen. So redet sie sich zum Teil recht häufig ein, selbst schuld an der Erkrankung zu haben, andererseits redet sie sich auch immer wieder ein, dass sie selbst niemals so ‘verrückt’ sein wird, wie ihre Schwester.

Das Krankheitsbild ihrer Schwester wirkt ebenfalls sehr verstörend. In der einen Minute ist sie sehr nett und umgänglich, in der anderen Minute rastet sie aus und schreit ihre Mitmenschen an.

Die Hoffnung und die Verzweiflung ist auf nahezu jeder Seite spürbar und ich habe mich oft gefragt, wie ich an Cookies Stelle reagieren würde. Natürlich will man für den Menschen da sein, aber kann man bei so einem Verlauf wirklich immer beherrscht sein und die Kraft dazu haben?!

Allerdings gibt es auch zwei Dinge, die mir eher weniger an der Geschichte gefallen haben, doch dies ist eher Kritik am deutschen Verlag, als an der Autorin oder dem Buch selbst.
Sehr schlecht gewählt empfinde ich den deutschen Titel. “Spiel nicht verrückt” klingt sehr respektlos, wenn man die Geschichte und deren Verlauf betrachtet. Da hätte man sich einen wesentlich besseren Titel für das Buch aussuchen können.
Auch die Covergestaltung hat mir nicht gefallen. Da haben mir die Cover der englischen Ausgaben dann doch deutlich besser gefallen, auf denen ein Mädchen abgebildet ist.

Ansonsten gibt es hier aber nichts zu meckern, denn Sonya Sones hat mit “Spiel nicht verrückt” das Beste aus der Thematik herausgeholt. Wer mal einen ganz anderen Jugendroman erleben möchte, wird bei diesem Buch bestens aufgehoben sein.