Rezension

Grotesk

Besetzte Gebiete -

Besetzte Gebiete
von Arnon Grünberg

Bewertet mit 2 Sternen

Der niederländische Psychiater Kadoke steckt in Schwierigkeiten. Seine Patientin Michette erhebt schwere Vorwürfe gegen ihren Arzt Denn nicht nur die Betreuung des pflegebedürftigen Vaters Kadokes war Teil ihrer Behandlung, sondern die „alternative Therapie“ soll auch in einer Liebesbeziehung zu Kadoke geendet haben. Nachdem Michettes neuer Liebhaber ihre Geschichte in einem Roman veröffentlichte, verliert Kadoke seine Zulassung. So beschließt Kadoke mit seinem Vater zu Anat, einer entfernten Verwandten, ins Westjordanland zu ziehen, ja sogar diese zu heiraten. Doch auch in Israel ist das Leben eine einzige Katastrophe.

Der Beginn dieses Romans - Besetzte Gebiete von Arnon Grünberg - schien vielversprechend. Der Prolog als einzige Wutrede einer gekränkten und verletzten Frau, eine skurrile Familienkonstellation und ein absolut unzuverlässiger Erzähler machten den Einstieg leicht und auf den Fortgang der Geschichte neugierig.

„…ein feiger Bluthund …mit ein paar Pillen, alternativer Therapie und Musiktherapie im Angebot und sonst nichts…“

So also ist Kadoke, dazu ist er nicht praktizierender Jude, Anti-Zionist. Dieser unangenehme Typ verliebt sich also Hals über Kopf in Anat, sodass er in eine fundamental-zionistische Gemeinschaft zieht, in einem Container haust und als das Wunder gilt, Anat zu einer großen Kinderschar zu verhelfen. Der Protagonist und die Geschehnisse werden zunehmend unglaubwürdiger. Was anfangs vielleicht noch als schmieriger Schmuddelwitz niedrige Bereich in meinem Humorzentrum ansprechen konnte, führt mehr und mehr zum Fremdschämen bis zu absolutem Unverständnis. Alles was Kadoke passiert, lässt dieser passiv und widerspruchlos über sich ergehen. Aus Satire wird immer mehr Groteske.

„Besetzte Gebiete“. Das sind jene Gebiete unter israelischer Kontrolle, die außerhalb der 1949 mit seinen Nachbarn geschlossenen Waffenstillstandslinien des Staates Israel liegen.

Wir alle haben „besetzte Gebiete“, Glaubenssätze, Vorurteile, Wertvorstellungen. Über Geschmack und Humor kann man streiten (oder nicht), meinen Geschmack hat dieses Buch nicht getroffen.