Rezension

Großartige Fortsetzung!

Der Thron der Finsternis - Peter V. Brett

Der Thron der Finsternis
von Peter V. Brett

Bewertet mit 4.5 Sternen

Zum Inhalt

Das Land Thesa wird tyrannisiert von der Macht der Dämonen. Jede Nacht steigen sie aus der Tiefe, dem Horc, auf und versetzen die Menschen allerorten in Angst und Schrecken.
Doch eine Wende scheint das Schicksal in neue Bahnen zu lenken, denn der mächtige Jardir, der Shar´Dama Ka des südlichen Wüstenvolkes aus Krasia, wird als der Erlöser gefeiert, den die Prophezeiung vorhergesagt hat.
Doch es gibt einen Konkurrenten: den "Tätowierten Mann", der sich zwar gegen die Rolle des Erlösers sträubt, aber von vielen Nordländern als Befreier gefeiert wird.

Dass die Horclinge die Nacht beherrschen, scheint bald der Vergangenheit anzugehören, denn die Kunde über die magischen Siegel, welche die Dämonen abwehren und die Menschen im Kampf stärken, zieht immer weitere Kreise. Alle bereiten sich auf den Sharak Ka vor, den großen Kampf, den die Dämonenkönigin aus der Unterwelt plant.

Doch solange Jardir und der Tätowierte Mann keine Einigung unter ihren Völkern herbeiführen, scheint der Sieg aussichtslos ... und je länger sie keine Toleranz erreichen, desto schneller bricht ihre eigene Welt auseinander.

Meine Meinung

Was kann man tun gegen einen übermächtigen Feind? Hat man die Pflicht, sich mit allen Mitteln durchzusetzen und die Menschen zu versklaven, um sie zu Kriegern auszubilden?
Oder muss man die Kulturen untereinander achten und respektieren, um sich ein gemeinsames Vertrauen aufzubauen, dass die Krieger im vereinten Kampf stärken wird?

Peter V. Brett hat hier ein episches Fantasywerk geschaffen, dass mich völlig begeistert hat! Sein Schreibstil ist sehr anschaulich, denn er weiß mit Details alles so plastisch zu beschreiben, dass ich immer das Gefühl hatte, alles vor Augen zu sehen. Er lässt sich Zeit und jeder Figur ihren Raum, um sie und ihre Vergangenheit einzuführen und schafft damit ein tiefes Verständnis für ihre Beweggründe.

Aus auktorialer Sicht wechselt der Autor immer wieder die Schauplätze, so dass man einen guten Blickwinkel auf die Gesamtsituation, aber auch die einzelnen Figuren hat.

Ich hab ja lange auf den vierten Band warten müssen und ich habe mich sehr auf die vielen Charaktere gefreut, die mir mehr oder weniger ans Herz gewachsen sind und aus deren Sichtweise die Handlung sehr lebendig erzählt wird.

~ Inevera, die krasianische Gemahlin des "Erlösers" Jardir, die an ihrer Macht festhält und die keinen Zweifel an der Wahrheit der Prophezeiungen hegt, die sie mit den magischen hora Würfeln voraussagt.

~ Natürlich Jardir selbst, dessen Rolle eine ganz unverhoffte Wendung bekommt; ebenso wie der Tätowierte Mann, dessen Pläne ein Geheimnis bleiben sollen

~ Aber auch Ashia, die als Kämpferin zu den Speerschwestern gehört oder Abban, der listige Händler, der seine Gunst von Jardir immer wieder auf die Probe stellt

~ Von den Nordländern sind Leesha Papiermacher, die mit ihrem Wissen um die Siegel eine große Veränderung ins Rollen bringt und der gewitzte Barde Rojer, dessen Glück in der Liebe ihm zum Verhängnis werden könnte

Mit den Nebenfiguren, die man nicht unterschätzen darf, gehören viele Namen zur Handlung, über die man aber gut den Überblick behält. Schwierig waren für mich gerade anfangs die krasianischen Bezeichnungen wie sharum´ting, dama´ting, Damajah, Damaji, dal´ting, um nur einige zu nennen, die sich ja sehr ähnlich sind. Dafür gibt es aber im Anhang ein kleines Lexikon aller krasianischen Begriffe und vorne eine schöne, übersichtliche Landkarte.
Besonders faszinierend finde ich ja die Idee der Magie. Sie wohnt den dämonischen Horclingen inne und steigt mit ihnen des nachts wie Nebel aus dem Boden auf. Gebannt werden sie durch Siegel, welche die Menschen zeichnen, auf den Boden, ihre Häuser - oder sogar ihre Haut. Diese Symbole können die Magie auslösen, verstärken, aber auch abwehren; Peter V. Brett hat sich hier einen sehr originellen Umgang ausgedacht und ich bin sehr gespannt, ob sich auch der Ursprung noch aufklären wird.
Schön finde ich auch die optische Trennung der Textabschnitte mit verschiedenen Siegeln.

Kriege, Kämpfe und Intrigen werden ausgefochten - gegeneinander, miteinander und gegen sich selbst. Der Vergleich mit unserer Welt und unseren Kulturen bleibt da nicht aus und zeigt gleichzeitig die Sinnlosigkeit des ganzen, wie die Sinnhaftigkeit im Einzelnen, weil jeder anders darüber denkt und damit umgeht.

Fazit

Ein großes Fantasyepos, das mit seiner sorgfältigen Ausarbeitung und der mitreißenden Handlung überzeugt. Jeder Charakter handelt aus seinem ihm ganz eigenen, nachvollziehbaren Interesse, die Schauplätze sind bildgewaltig veranschaulicht und der Kampf gegen die Finsternis steuert auf einen unaufhaltsamen Höhepunkt zu. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird!

© Aleshanee
Weltenwanderer

Dämonen Reihe

1 ~ Das Lied der Dunkelheit
2 ~ Das Flüstern der Nacht
3 ~ Die Flammen der Dämmerung
4 ~ Der Thron der Finsternis

Erzählungen aus Arlens Welt

1 ~ Der große Bazar
2 ~ Das Erbe des Kuriers