Rezension

Großartig!

Bis unter die Haut - Julia Hoban

Bis unter die Haut
von Julia Hoban

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung:
Der Titel Bis unter die Haut, ist bei diesem Buch absolut Programm, denn mir ging die Geschichte sehr unter die Haut...
Willow Eltern starben bei einem Autounfall, bei dem sie selbst am Steuer gesessen und als einzige überlebt hat. Fortan macht sie sich natürlich Vorwürfe und denkt die ganze Zeit, dass sie allein für den Tod ihrer geliebten Eltern verantwortlich ist. Mir sind die Stellen, an denen Willow mehr auf ihr Innerstes eingeht, sehr zu Herzen gegangen. Sie beschreibt nachvollziehbar, wie es in ihr ausschaut und warum sie sich diese Gedanken macht. Zudem kann sie mir ihren Emotionen so absolut nichts anfangen. Sie hat Angst, denen nicht gewachsen zu sein, wenn sie sie zulässt. Um dies zu umgehen, wählt sie einen anderen Weg: Sie ritzt sich, damit sie den Schmerz "umleiten" kann.
Willow ist total gebrochen und zieht sich zurück. Zusätzlich zu ihren Vorwürfen geht sie davon aus, dass ihr Bruder ihr ebenfalls die Schuld für alles gibt. Das Verhältnis der beiden ist alles andere als entspannt. Schließlich muss auch dieser mit dem Verlust und der Tatsache leben lernen, dass er nun der Erziehungsberechtigte seiner eigenen Schwester ist...

»Ihr Bein tut weh. Unglaublich, dass ein fünf Zentimeter langer Schnitt solche Schmerzen verursachen kann. Es ist wirklich ganz einfach - man muss ihn nur öffnen, bevor er verheilt ist, und dann versuchen, ihn mit etwas Stumpfem, zum Beispiel der Spitze eines Turnschuhs, auf sechs oder sieben Zentimeter zu vergrößern.«
Zitat aus: "Bis unter die Haut"

Ich finde Julia Hoban ist sehr sensibel mit dem Thema der Selbstverletzung umgegangen, nimmt allerdings auch kein Blatt vor den Mund. Genau so, wie es sich in Willows Leben abgespielt hat, könnte es tatsächlich geschehen, was mich mehr als nur einmal schockiert hat.
Bis unter die Haut hat meine Gefühlslage sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Ich habe ziemlich viele Tränen vergossen. Außerdem hatte ich stets das Gefühl, als hätte sich jemand auf meine Brust gesetzt. Ich hatte ein beklemmendes Gefühl während des Lesens, was sich das gesamte Buch über fortgesetzt hat. Die eher düstere Stimmung die bei dieser Geschichte bestimmend ist, ist meiner Meinung nach, weiß Gott nichts für Zartbesaitete.
Erst Guy bringt für Willow und auch für die Leser die Sonne zurück. Zuerst scheint sie nur ein kleines bisschen hinter den dunklen Wolken, doch irgendwann strahlt sie mit ihrer ganzen Macht und bringt die Wärme in die Geschichte. Gerade diese Wandlung hat mir außerordentlich gut gefallen und ebenso, dass dies nicht holterdiepolter, sondern Stück für Stück vonstatten gegangen ist.
Guys Verzweiflung war für mich ebenso greifbar wie jene der Protagonistin. Er hat mir so Leid getan, weil er absolut hilflos ist. Er möchte natürlich, dass Willow sofort damit aufhört sich zu ritzen, aber weiß überhaupt nicht, wie er dies anstellen soll.
Wenn die Zwei zusammen waren, ging mir regelmäßig das Herz auf. Dabei war ihre Liebesgeschichte zu keiner Zeit überspitzt dargestellt, oder gar in irgendeiner Weise kitschig. Es hat einfach alles gepasst. Vom ersten Kennenlernen, bis zum ersten Kuss. Es hat mich total entzückt.
Wie sich die Dinge entwickeln möchte ich natürlich nicht weiter erläutern, allerdings kann ich zumindest so viel verraten: Das Ende hat mir ebenso gut gefallen, wie der Rest dieses Buches.

Fazit:
Ein wundervoller Roman, über den absolut zu unrecht so wenig gesprochen wird. Für mich ist dieses Buch auf jeden Fall eins meiner persönlichen Jahreshighlights, da einfach von allem etwas enthalten ist. Julia Hoban schreibt voller Gefühl und diese kamen auch mit voller Wucht bei mir an und haben mich bildlich gesprochen zu Boden geworfen. 
Dieser Roman ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite und hat mich "bis unter die Haut" berührt.
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