Rezension

Großartig

Der Schatten des Windes - Carlos Ruiz Zafón

Der Schatten des Windes
von Carlos Ruiz Zafón

Bewertet mit 5 Sternen

Für Daniel öffnet sich eine neue Welt, als er von seinem Vater auf dem sogenannten “Friedhof der Vergessenen Bücher” mitgenommen wird. Hier bekommt jeder, der an diesen Ort zugelassen wird, eine Art Patenschaft für ein Buch seiner Wahl. Daniel muss gar nicht lange überlegen und entscheidet sich für “Der Schatten des Windes” von Julian Carax. Daniel verschlingt das Buch und möchte unbedingt mehr über Julian Carax und seine Werke erfahren, doch dabei erfährt er ein Geheimnis, dass ihn schockiert und gleichzeitig fasziniert.
Julian Carax selbst ist quasi das Geheimnis, denn von “Der Schatten des Windes” gibt es nur noch eine einzige Ausgabe, nämlich seine. Gründe für das Fehlen der anderen Ausgaben sind schnell gefunden: Ein Mann macht Jagd auf die Bücher, kauft sie auf und verbrennt sie.
Und auch Daniels Ausgabe ist in Gefahr, denn jemand erfährt von seinem Besitz. Ein gefährliches Abenteuer beginnt…

Ich bin schon sehr lange um Carlos Ruiz Zafóns Werke herumgeschlichen, habe mich aber bis jetzt nie getraut, eines seiner Bücher zu lesen. Warum? Tzja, das weiß ich mittlerweile selbst nicht mehr. Als ich dann gesehen habe, dass der wunderbare Matthias Schweighöfer eines seiner Bücher als Hörbuch gesprochen hat, musste ich quasi zugreifen und es mir anhören – und ich bin mehr als begeistert.

Carlos Ruiz Zafón hat die wundervolle Gabe mit Worten zu spielen, sodass sie sich direkt in mein Gehirn gebrannt haben. Dialoge, Orte und Figuren sind sorgfältig ausgewählt und werden liebevoll beschrieben. Egal, ob die Figuren gut oder böse waren, ich mochte sie alle auf Anhieb. Die Geschichte ist spannend, düster und phantasievoll geschrieben, sodass es großen Spaß gemacht hat, dieses Buch zu hören. Auch eine Liebesgeschichte kann man hier entdecken, die weder zu kitschig, noch zu naiv dargestellt wird.

Besonders positiv ist mir Daniel aufgefallen. Er ist intelligent, mutig, neugierig und zielstrebig. Sein Ehrgeiz, das Geheimnis um das Buch aufzulösen ist respektabel und er geht genau richtig an die Sache heran. Man muss ihn einfach ins Herz schließen. Ebenfalls eine sehr interessante Person ist der Autor Julian Carax, der das Buch “Der Schatten des Windes” geschrieben hat. Daniel ist von diesem Menschen fasziniert und steckt damit schnell den Leser an.

Wie oben bereits gesagt, wurde dieses Buch von Matthias Schweighöfer gelesen, dabei ist es aber viel mehr ein Hörspiel, dass richtig gut gelungen ist. Matthias Schweighöfer hat eine wunderbare, tiefgehende Stimme, die einen direkt anspricht und berühren kann. Er beschreibt Daniels Gedanken wie seine eigenen und überliefert nahezu jedes Gefühl perfekt. Ganz großes Kino, lieber Matthias Schweighöfer! (Man merkt, dass ich von diesem Mann ein großer Fan bin, oder?) Als weitere Sprecher treten Michel Habeck und Sylvester Groth auf, die ihren Job ebenfalls sehr gut machen. Sie verschmelzen mit dem jeweiligen Protagonisten und haben insgesamt ein sehr gutes Hörspiel geschaffen.
Untermalt wird die Geschichte mit Hintergrundmusik, sowie Geräuschen, wie Türenknarren, Regen und Glocken. Die zum Teil sehr düstere Stimmung wird dadurch sehr gut herübergebracht und ich konnte mir so manches Mal vorstellen, selbst an dem Ort zu sein.

Insgesamt hat mich Carlos Ruiz Zafón schwer begeistert und beeindruckt mit seinen wunderbaren Ideen und der tollen Stimmung, die dieses Buch ausstrahlt. “Der Schatten des Windes” wird definitiv nicht das letzte Buch gewesen sein, dass ich von Carlos Ruiz Zafón hören/lesen werde. Absolut empfehlenswert!