Rezension

Grandioser Abschluss der Trilogie um den Eulenburg-Skandal

Schloss Liebenberg. Hinter dem goldenen Schatten -

Schloss Liebenberg. Hinter dem goldenen Schatten
von Hanna Caspian

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Blick auf die politischen Umtriebe vor 1908 aus Sicht der kleinen Leute Mein Lieblingszitat: „Wenn man nicht einmal mehr die Wahrheit sagen darf, dann ist es mit der Gerechtigkeit nicht weit her."

Schloss Liebenberg 1908 - Der Fürst steht weiterhin im Mittelpunkt des Sturms, er wird sogar verhaftet und zum Entsetzen der Schlossbewohner noch Berlin gebracht. Adelheid plagt mittlerweile ihr schlechtes Gewissen und sie fürchtet, ihr Verrat kommt während der Verhandlung ans Licht. Weiterhin leidet die Dienerschaft im Schloss Liebenberg unter der Willkürherrschaft des ungeliebten obersten Dieners Opitz, der nach wie vor alle drangsaliert. Nachdem, zu Adelheids Freude, die entlassene Hedda unerwartet aus Berlin wieder ins Schloss zurückkehrt, eskaliert die Situation. 

Dieser finale Band der Trilogie „Hinter dem goldenen Schatten“ schließt diese Serie ab, die sich der „Harden-Eulenburg-Affäre" aus Sicht der Dienerschaft widmet. Des Weiteren werden die Willkür der Klassengesellschaft, alltägliche Probleme der kleinen Leute beleuchtet und deren Sicht auf das Zeitgeschehen dargestellt. Im Roman wird deutlich aufgezeigt, wie die Welt sich damals sichtbar verändert. Die Industrialisierung schreitet voran, dabei wandelt sich die Arbeitswelt, der Adel verliert zusehends an Ansehen und Macht. Besonders interessant scheint aber der Blick auf die politische Bühne. Verursacht durch die verheerende Schlammschlacht um den Grafen und seinen Liebenberger Kreis verlieren die mäßigenden Kräfte ihre Stellung und die kriegstreibenden Mächte rund um den Kaiser, gewinnen an Einfluss. Jetzt fehlt bekanntlich nur noch ein Funke der, wie im Nachhinein bekannt, schon vor der Türe steht! 

Das Buch zeigt die Entwicklung der damaligen Ereignisse auf, wobei es die Autorin hervorragend versteht, diese Abläufe gekonnt und hervorragend recherchiert in ihre Geschichte einzufügen. Spürbare politische Veränderung im Zeitgeschehen bringt auch die kleinen Leute dazu, neue Perspektiven zu suchen, oder aber verzweifelt für ihr Überleben und ihre Rechte zu kämpfen. Der flüssige und anschauliche Schreibstil katapultiert den Leser in diese Epoche, man liebt, leidet und erlebt die Geschehnisse hautnah mit. 

Die Personenübersicht zu Beginn erleichtert den Einstieg in die Lektüre und man erinnert sich sogleich wieder gut an all die einzelnen Charaktere.

 

Mein Fazit:

Ein sehr unterhaltsamer und intensiver finaler Band, mit spannungsreichen Höhen und Tiefen. Wieder habe ich etwas Neues über diese Zeit vor dem großen Krieg erfahren, die mir so nicht bekannt und bewusst war. Tolle Lektüre, kann ich nur empfehlen, natürlich am besten alle Teile der Reihe nach lesen, um die etwas komplexe Handlung nachvollziehen zu können.