Rezension

Gesundheitsgesellschaft- ja oder nein?

Corpus Delicti - Juli Zeh

Corpus Delicti
von Juli Zeh

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Buch, das nicht nur mit seiner genialen Idee punkten kann.

In dem Buch "Corpus Delicti" von Juli Zeh geht es um eine Gesellschaft, in dem die Gesundheit über Allem steht. Neben dem Verbot von Drogen wie Alkohol und Zigaretten, gibt es auch ein sehr großes Überwachungssystem, das die Menschen tagtäglich auf mögliche Krankheiten untersucht.

Gefangen in diesem System ist die Protagonistin Mia, deren Bruder Moritz als Vergewaltiger verurteilt wurde. Er beendete im Gefängnis sein Leben. Als einziges Beweismittel für die Vergewaltigung ist hier die DNA-Probe, die angeblich von Moritz stammt und obwohl dieser Beweis seine Schuld bestätigt, weigert sich Moritz, das Verbrechen zu gestehen.

Mia steht zwischen den Fronten. Früher als eine Verfechterin des Systems und als "braver" Bürger geltend, steht sie dem System heute mit Verachtung gegenüber, denn sie glaubt ihrem Bruder, dass er das Verbrechen nicht begangen hat.

Als sie selbst beginnt, gegen das System zu rebellieren, steht auch sie nun vor Gericht. Kann sie sich retten? Und was hat es mit dem Verbrechen ihres Bruders auf sich?

"Corpus Delicti" hat mir sehr, sehr gut gefallen. In der Komplexität dieses Romans hat mich nicht nur der innere Widerspruch zwischen Liebe und Recht berührt. Mich hat auch die Frage beschäftigt, wie begehrenswert die Gesundheit wirklich ist und ob es gut wäre, das eigene Leben so einzuschränken. So hat der Roman neben der emotionalen Seite, auch das Thema Politik aufgegriffen und auch Fragen einbezogen, die sich viele Menschen schon seit einiger Ewigkeit stellen. Inwieweit darf das allgemeine Wohl über das private Interesse bestimmen?

Das Schöne an diesem Roman war, dass die Autorin nicht mit einer vorgefertigten Antwort das Buch beendet hat. Ich hatte nach dem Lesen total widersprüchliche Gefühle und habe meine moralischen Werte wieder und wieder hinterfragt ohne bis jetzt auf eine klare Antwort gekommen zu sein. Das hat mir gefallen.

Auch die Charaktere in dem Buch waren abgerundet und vielseitig. Besonders gefallen hat mir die Ideale Geliebte, die der Geschichte noch ein Mal einen besonderen Schliff verpasst hat.

Im Großen und Ganzen fand ich dieses Buch hervorragend, weil es zum Nachdenken und Mitfiebern angeregt hat.

Ich würde es jeder Person empfehlen, die sich für dystopische, politische Elemente, sowie Gesundheit interessiert.