Rezension

Geschichte einer interessanten Frau

Eine Zierde in ihrem Hause - Asta Scheib

Eine Zierde in ihrem Hause
von Asta Scheib

Bewertet mit 4 Sternen

Recht vereinnahmend schildert Scheib in diesem biografischen Roman das oft auch tragische Leben einer faszinierenden Frau: Ottilie von Faber-Castell. Noch sehr jung wird Ottilie 1896 Alleinerbin der Bleistiftfabrik A.W. Faber. Doch obwohl intelligent und ihrer Zeit in vielen Dingen weit voraus, kann sie sich in jener männerdominierten Epoche kaum als Unternehmerin durchsetzen. Vor allem ihr eigener Mann sieht sie lieber als Hausfrau und Mutter. Die Biografie ist auf jeden Fall lesenswert und interessant, was zum einen an dem angenehmen Schreibstil liegt, zum anderen auch daran, dass „Eine Zierde in ihrem Hause“ nicht nur eine reine Biografie, sondern auch ein stückweit ein Gesellschaftsroman ist. Parallel zu Ottilies Lebensgeschichte entwirft Scheib nämlich die Geschichte der Dienstmagd Anna, die noch als junges Mädchen ins Schloss der Familie Faber kommt und mit den Jahren Ottilies Vertraute wird. Somit erfährt der Leser auch einiges über die kulturellen und politischen Hintergründe zur Zeit Kaiser Wilhelm II. – die Entwicklung der Industriegesellschaft, das Elend der Arbeiter und den sich entwickelnden Sozialismus. Ein kleiner Negativpunkt: An manchen Stellen verstrickt sich Scheib zu sehr in langen Beschreibungen über Verwandtschaftsverhältnisse oder die Bekleidung der Charaktere. Das macht die Geschichte vor allem im Mitteilteil kurzzeitig ein wenig langatmig. Im Großen und Ganzen aber ein empfehlenswertes Buch für historisch Interessierte.