Rezension

"Gerechter unter den Völkern"

Der Gerechte von Bordeaux - José-Alain Fralon

Der Gerechte von Bordeaux
von José-Alain Fralon

José-Alain Fralon, Journalist der französischen Zeitung "Le Monde" hat mit seinem Buch "Der Gerechte von Bordeaux" ein aufrüttelndes und bewegendes Werk über den Widerständler aus christlicher Nächstenliebe - Aristides de Sousa Mendes - geschrieben.

Der Schreibstil Fralons ist angenehm zu lesen und obwohl es eine Biographie, sprich Sachliteratur ist, fließt der Text nur so vor sich hin und der Leser liest gespannt und begierig auf mehr Details aus seinem Leben und seinem Schaffen.

Aristides und sein Zwillingsbruder werden in Cabanes geboren. Ihr Vater genießt eine gute berufliche Anstellung, so dass den Jungen die Türen und Tore der Bildung weit offen stehen. Sie studieren und entscheiden sich dann dafür Diplomaten zu werden.
Aristides gründet schon bald mit seiner Frau Angelina eine Familie - sie werden 14 Kinder haben. Und schon jetzt wird dem Leser klar, dass Aristides Menschen liebt. An den Mahlzeiten in seinem Haus nehmen regelmäßig bis zu 30 Personen teil, denn jeder der sich im Haus befindet wird zum essen eingeladen. Und an jedem Sonntag kommen bedürftige Menschen zu Aristides und seiner Familie, sie richten eine Art Suppenküche für die ärmeren Dorfbewohner aus.

Aristides und seine Familie kommen in der Welt herum, er lebte schon in vielen Ländern als portugiesischer Botschafter. Aber die Zeiten werden immer schwieriger, die deutschen Truppen und der zweite Weltkrieg stehen kurz vor Bordeaux. Aristides bringt seine Kinder in Sicherheit und kehrt mit seiner Frau zurück. Nun erhalten alle portugiesischen Botschafter das "Rundschreiben Nr. 14" in dem Salazar mitteilt, welche Volksgruppen keine Visa mehr erhalten sollen, unter anderem Russen, Staatenlose und Juden.

Doch grade in diesen Tagen kommen Tausende Flüchtlinge nach Bordeaux. Sie stehen vor seinem Büro - massenhaft - und Aristides weiß nicht, was er tun soll, er fühlt sich krank und bleibt drei Tage im Bett. Dann steht er auf und eröffnet:

"Von nun an werde ich allen ein Visum geben, es gibt keine Nationalitäten, Rassen, Religionen mehr."

Also beginnt Aristides mithilfe seiner Familie, Mitarbeiter und Freunde Visa auszustellen und sich auch um das körperliche Wohlbefinden der Flüchtlinge zu kümmern.

"Ich kann nicht zulassen, dass all diese Leute umkommen. Viele von ihnen sind Juden, und in unserer Verfassung steht eindeutig, dass Ausländer weder aufgrund ihrer Religion noch ihrer politischen Überzeugung der Aufenthalt in Portugal verweigert werden darf."

Als Salazar mitbekommt, dass Aristides sich nicht an seine Anweisungen hält wird ein Disziplinarverfahren gegen ihn eröffnet. Aristides wendet sich immer wieder an Salazar um an seine "christlichen Gefühle und Großzügigkeit zu appellieren."

"Seine Waffe ist der Füller, und er bedient sich ihrer bis zum letzten Tropfen Tinte." (Lissy Jarvik)

Doch nichts hilft! Salazar erkennt ihm seinen Diplomatenstatus ab und kürzt sein Gehalt, so lange er lebt wird er nicht mehr rehabilitiert werden.
Trotz aller Ungerechtigkeit die Aristides erfahren hat, wird er von Überlebenden als "würdevoll, ruhig, lächelnd und nachsichtig" und "warmherzigen und freundlichen Menschen" beschrieben.

Erst nach seinem Tod, wird ihm durch seine Kinder doch noch Gerechtigkeit zu teil:
Am 21. Februar 1961 wird in der Allee der Gerechten ein Baum zu seinen Ehren gepflanzt und am 13. März 1988 beschließt Portugal seine Rehabilitation.

Veranschaulicht wird sein beeindruckendes und aufopferungsvolles Leben durch zahlreiche Fotos und abgedruckte Dokumente.
Als Nachwort finden wir den Text "Tod und Auferstehung des Aristides de Sousa Mendes" von Andreas Neider. Mit einem Zitat von ihm, möchte auch ich gerne enden:

"Umso wichtiger erscheint es deshalb, das Andenken dieser Menschen im kulturellen Gedächtnis der Menschheit zu bewahren und ihr im Sinne eines neuen Christuserlebens auf das Menschheitliche gerichtetes Handeln als leuchtende Sterne immer vor Augen zu halten."

Alle Menschen, die gerne bewegende und aufrüttelnde Biographien lesen sollten zu "Der Gerechte von Bordeaux" greifen" Wider dem Vergessen