Rezension

Gelungener Gerichtsthriller

Die Klientin - Randy Singer

Die Klientin
von Randy Singer

Bewertet mit 5 Sternen

„...“Fang mit dem Johannesevangelium an“, meinte Bella. „wenn du erst das erste Buch Mose liest, wirst du schon bei der Völkertafel aufgeben.“...“

 

Die Rechtsanwältin Leslie Connors bereitet sich auf ihren ersten Mordfall vor Gericht vor. Angeklagt ist die 16jährige Tara Bannister. Sie behauptet, ihren Stiefvater in Notwehr erschossen zu haben. Fotos zeigen, dass James, der Tote, zuvor seine Ehefrau krankenhausreif geprügelt hat. Doch der Fall enthält einige Ungereimtheiten. Die Spuren am Tatort passen nicht zu Taras Geschichte. Leslie zur Seite steht normalerweise Brad Carson. Er ist nicht nur ihr Partner in der Kanzlei, sondern auch ihr zukünftiger Ehemann. Momentan aber hat er selbst einen schwierigen Fall zu vertreten.

Der Autor hat einen spannenden Thriller geschrieben. In jeder Zeile ist zu spüren, dass er sich in den Feinheiten der amerikanischen Gerichtsbarkeit auskennt. Das Buch lässt sich flott lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen.

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Neben Leslie und Brad ist das insbesondere Bella, der gute Geist der Kanzlei. Bella hat vor kurzem eine geistliche Verwandlung durchgemacht. Von der Zynikerin wurde sie zur Christin. Sie erhofft sich, dass auch Brad und Leslie zum Glauben finden. Während Brad dem ablehnend gegenübersteht, setzt sich Leslie mit ihren Zweifeln und Fragen auseinander, vor allem ab dem Moment, wo sie eine schwerwiegende persönliche Entscheidung zu fällen hat.

Der Schreibstil ist, wie vom Autor gewohnt, abwechslungsreich. Gut herausgearbeitete Dialoge sorgen für Spannung und einen steten Fortgang der Handlung. Während sich Brad und Leslie in Gesprächen auf Augenhöhe begegnen, können die Dialoge mit dem aufmüpfigen Teenager durchaus heftig werden. Für Ausgleich im Einerlei des Alltags sorgt Bellas trockener Humor, wie obiges Zitat zeigt. Es entstammt einem Gespräch, in dem sie Leslie empfiehlt, regelmäßig in der Bibel zu lesen. Gekonnt gibt der Autor die Emotionen der Protagonisten wieder. Leslie Angst und Anspannung, die Wut des Staatsanwalts, Bellas Gelassenheit sind nur wenige Beispiele dafür. Behutsam geht der Autor mit der Zuneigung von Brad und Leslie um. Es bedarf oft keiner Worte. Es genügen kleine Gesten. Gleichzeitig darf ich als Leser an Leslie Gedanken teilnehmen. Ihre Auseinandersetzung mit Glaubensfragen ist einer der sprachlichen und inhaltlichen Höhepunkte des Buches.

Das Cover mit dem jungen Mädchen auf dunklen Untergrund passt.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autor hat nicht nur einen fesselnden Gerichtsfall erzählt, er hat geschickt Parallelen zu christlichen Inhalten damit verbunden.