Rezension

Gelungen!

The Book of Ivy - Amy Engel

The Book of Ivy
von Amy Engel

Die Story: Fünfzig Jahre nach einem nuklearen Krieg werden unter den Überlebenden die 16-jährigen Mädchen und Jungen der Verlierer- und Gewinnerseite miteinander verheiratet. Dieses Jahr hat Ivy Westfall jedoch eine Mission: Sie soll, getarnt als dessen Ehefrau, niemand geringeren als den Sohn des Präsidenten umbringen. Doch keiner hätte damit gerechnet, dass Ivy ihre Gefühle für Bishop Lattimer in die Quere kommen könnten.

Auf den Punkt gebracht: Trotz des bekanntes Konzepts, ein gelungener Reihenauftakt!

In mehr Worten:

No one wears white wedding dresses anymore.

In Ivys Welt werden Mädchen und Jungen mit 16 Jahren verheiratet, um den Frieden zu wahren und die Geburtenrate konstant zu halten. Sie zeigt früh, dass sie eine eigene Meinung hat, stur sein kann und ihr Mundwerk ihr hin und wieder durchgeht. Leider zeigt sie diese Eigenschaften nicht, wenn sie mit ihrem Vater und ihrer älteren Schwester zusammen ist, die sich überlegt haben, dass Ivy mal eben zur Mörderin werden soll. Warum? Das unterbreiten sie ihr in eher schwammigen Aussagen. Obwohl Ivy spürt, dass sie nachhaken sollte - geht es hier schließlich um einen Mord – hadert sie lange Zeit mit sich. Zwar zeigt das auch, wie loyal sie ihrer Familie ist, doch leider hat es mich oft auch aufgeregt mitzuerleben, was Ivy sich von ihrer Familie gefallen lässt.
Vielleicht ist es aber auch diese Schwäche, die sie für mich glaubwürdiger macht, denn ich folge Ivy gern durch die Geschichte und kann ihre Handlungen und Gedankengänge trotz allem nachvollziehen.But now I realize he feels things just as deeply as I do; he simply approaches them differently, less headlong dive and more deliberate thought.
Ihr Ehemann Bishop ist zu Beginn ein wenig blass, anders kann ich es nicht ausdrücken, doch er mausert sich mit der Zeit. Tatsächlich will er Ivy nicht direkt an die Wäsche, sondern lässt sich auch auf sie und ihre Person ein. Er.Redet.Mit.Ihr! Und starrt sie nicht einfach, wie in so vielen anderen Büchern an oder lässt sarkastische Sprüche ab, um mal direkt deutlich zu machen, wie cool er ist. Seine Kraft liegt eher in seiner ruhigen und bedachten Art. Bishop zeigt mehr Tiefe als viele andere Love-Interests des Genres. Er hat eine eigene Meinung und vertritt seine Werte.

Dadurch, dass beide durchaus rund sind, entwickelt sich ihre Beziehung glaubwürdig und mit der Zeit (keine Instalove - ich konnte es zunächst nicht glauben!). Tatsächlich führen sie ernsthafte Gespräche miteinander und sind interessiert daran, was dem anderen durch den Kopf geht. Im Jugendbuchgenre ist das mal eine richtige Wohltat, sind die Charaktere meist damit beschäftigt sich über Äußerlichkeiten Gedanken zu machen (ich kriege einen Schreikrampf, wenn ich noch mal ellenlang die Wangenknochen irgendeines Typens beschrieben bekomme!), darüber, wer für wen gut genug ist, oder wann es die nächste Gelegenheit zum Rummachen gibt.

Die Nebencharaktere sind dagegen ein wenig stereotyper. Bishops Mutter verabscheut Ivy von Anfang an und Ivys Familie benimmt sich so egoistisch und rücksichtslos, dass mir manchmal fast schlecht davon wurde – doch sie erfüllen alle ihre Rollen und bringen die Geschichte dadurch weiter.

I‘m not sure how we got to this place, where a girl’s only value is in what kind of marriage she has, how capable she is of keeping a man happy.

Gut gefallen haben mir auch die Welt und der Grundkonflikt, der sozial-kritische Aspekte hat. Ist es sinnvoll Jugendliche miteinander zu verheiraten und ihr gesellschaftliches Ansehen daran festzumachen, wie schnell sie Kinder bekommen und wie glaubwürdig sie auf heile Welt machen können? Nicht nur Ivy macht sich dazu ihre Gedanken. Interessant ist auch der Umgang mit Straftätern, der in diesem Band angerissen wird. Westfall ist von einem Zaun umgeben, jeder, der sich daneben benimmt, wird dort hinter verfrachtet und muss sehen, wie er zurechtkommt.

Fazit:
The Book of Ivy schafft es, sich positiv von den vielen romantischen Dystopien abzuheben, die es dort draußen gibt. Liebenswerte Charaktere, ein glaubwürdiger Konflikt und ein spannendes Ende, lassen mich dem zweiten Teil entgegenfiebern.