Rezension

Geister und Familiengeheimnisse

Der letzte Sessellift -

Der letzte Sessellift
von John Irving

Bewertet mit 3 Sternen

Zu viele Themen, zu ausschweifend, zu viele Wiederholungen und viel zu umfangreich!

Rachel konnte bei den amerikanischen Skimeisterschaften 1941 in Aspen keinen Sieg erringen, kommt aber dafür schwanger nach Hause zurück. Ihr Sohn Adam wächst in den Wintermonaten bei der Großmutter auf, während Rachel als Skilehrerin arbeitet. Den Fragen nach dem Vater des Jungen weicht sie stets aus. In der Familie wird allerhand gemunkelt und Adam macht sich so seine eigenen Gedanken. Auf der Suche nach Antworten fährt er nach Aspen, wo er im Hotel Jerome eine erste Begegnung mit Geistern hat. Skurrile Figuren und weitere Geister werden ihn fortan auf seinem Lebensweg begleiten …

„Der letzte Sessellift“ ist der 15. Roman des 1942 in Exeter, New Hampshire, geborenen US-amerikanisch/kanadischen Schriftstellers John Irving. Skurrile Personen, makabre Geschehnisse, gesellschaftliche Tabus und tragikomische zwischenmenschliche Beziehungen sind die Merkmale seiner Werke, für die er zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen erhielt. Der heute 81jährige Irving ist in zweiter Ehe mit seiner Agentin verheiratet und lebt abwechselnd in Vermont und Toronto.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich habe die Lektüre bei etwa der Hälfte frustriert abgebrochen, nachdem ich ständig den Faden verloren hatte und nicht richtig in die  Geschichte rein kam. Der Roman hätte m.E. so viel Potential, wenn nur nicht die vielen Wiederholungen, die mehrfachen Namen und Benennungen der einzelnen Protagonisten und die wirklich ärgerlichen, nervtötenden Längen wären. Man liest z.B. seitenlang über Skirennfahrer der 50er und 60er Jahre, die heute kein Mensch mehr kennt, sämtliche Musicals der 60er und 70er Jahre werden erwähnt, zahlreiche Filme mit ihren Darstellern und Regisseuren sowie die Lebensläufe der damaligen Filmstars samt Ehen und Affären   füllen die Seiten und, ach ja, die Gräueltaten im Vietnamkrieg fehlen natürlich auch nicht. Adam als Ich-Erzähler kommt unmotiviert von einem Thema zum anderen, schweift ab und erzählt zwischendurch sogar, was erst Jahre später geschehen wird.

Dazwischen gibt es selbstverständlich auch großartige interessante Passagen, die wirklich zum weiter lesen animieren und die schriftstellerischen Qualitäten Irvings unterstreichen. Skurrile und abartige Romanfiguren, eine unkonventionelle Familie, Homosexualität, lesbische Frauen, Kleinwüchsigkeit, Transgenderprobleme, Kritik an der amerikanischen Regierung und ihrer Vietnampolitik - alles äußerst interessante Themen – aber leider nicht ausreichend, um die durch die unnötigen Längen aufkommende Langeweile zu überdecken. Da ich, wie bereits erwähnt, das Buch nur zur Hälfte gelesen habe, möchte ich zum Inhalt keine Empfehlung aussprechen – die drei Sterne sind für den Einfallsreichtum des Autors.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 18. Juni 2023 um 17:50

Da hast du leider zu früh aufgegeben und zwei fulminante Höhepunkte verpasst!