Rezension

Für alle Geisterfans

Anna im blutroten Kleid - Kendare Blake

Anna im blutroten Kleid
von Kendare Blake

zum Inhalt:
Der 17-jährige Cas Lowood ist Geisterjäger. Diesen Beruf hat er von seinem Vater geerbt, denn auch dieser war Geisterjäger, bis er selbst einem zum Opfer gefallen ist. Viele Geister sind gefährlich, blutrünstig und haben viele Menschen auf ihrem Gewissen. Daher zieht Cas zusammen mit seiner Mutter von Stadt zu Stadt auf der Suche nach besonders brutalen Geistern, um sie zu "töten". So kommt Cas auch in die Kleinstadt Thunder Bay, denn dort treibt ein Geist namens Anna im blutroten Kleid sein Unwesen, der schon über 20 Jugendliche ermordet haben soll. Für Cas sollte Anna eigentlich nur einer von vielen Geistern werden, doch ihr Fall bereitet ihm weitaus mehr Schwierigkeiten als gedacht und sowieso läuft alles anders als normalerweise. Das erste Mal in seiner Karriere als Geisterjäger ist er auf Hilfe von anderen angewiesen und das erste Mal fühlt er sich verbunden mit einem Geist...

meine Meinung:
Die Geschichte hatte mich schon nach den ersten paar Seiten komplet in ihren Bann gezogen. Dies lang hauptsächlich daran, dass der Anfang der Geschichte so vollkommen anders war, als ich es erwartet hatte. Eigentlich kann ich nicht einmal genau sagen, was ich von dem Buch erwartet hatte, aber ganz sicher nicht die Geschichte, die ich schliesslich bekommen habe.

Zuerst war ich einmal überrascht, wie brutal die Geschichte ist. Irgendwie hatte ich mir Geister immer als durchsichtige, graue, nebelartige Geschöpfe vorgestellt, durch die man hindurchgehen kann und die höchstens ein bisschen unheimlich, aber keinesfalls wirklich gefährlich sind. Nun auf die Geister hinter denen Cas her ist trifft all dies ganz und gar nicht zu. Die Geister sind wie wir Menschen aus Fleisch und Blut, oder zumindest sehen sie so aus und fühlen sich wohl auch so an, jedenfalls sind sie sehr gut dazu im Stande Menschen mehr als nur Angst einzujagen und sie sogar zu töten. Schon sehr zu beginn der Geschichte bekommt es Cas mit einem besonders brutalen Geist zu tun und ich war ehrlich gesagt ein bisschen geschockt und musste mich erst an die neue Vorstellung gewöhnen, denn ich war echt nicht darauf vorbereitet.
Auch im weiteren Verlauf der Geschichte geht es teilweise alles andere als nett zu und her und es gibt schon mehrere brutale, fast schon blutrünstige Szenen. Dabei sind die Beschreibungen zwar nicht übertrieben detailliert, schliesslich ist Anna im blutroten Kleid immer noch ein Jugendbuch, jedoch habe ich während dem Lesen schon mehrmals das Gesicht verzogen, weil ich gewisse Dinge eigentlich nicht ganz so genau wissen wollte.

Wie man es von einer Geistergeschichte erwartet, gab es auch ein paar ziemlich gruselige Momente. Ich muss zugeben, im Dunkeln habe ich das Buch nicht unbedingt gerne gelesen, da wurde mir schon manchmal ein bisschen mulmig zumute. Besonders Anna war, zumindest in der ersten Hälfte des Buches, echt gruselig, was ich irgendwie auch nie erwartet hätte.

Durch den Titel des Buches hatte ich irgendwie erwartet, dass die Geschichte aus der Sicht von Anna erzählt wird, dem ist allerdings nicht so. Die Geschichte ist durchgehend nur aus der Sicht von Cas geschrieben. Ich mochte diese Sichtweise sehr, da Cas durch sein aussergewöhnliches Leben und seine aussergewöhnliche Beziehung zum Thema Tod, eine ganz eigene und einzigartige Sicht auf die Welt hat. Ich fand Cas ein wirklich faszinierender Charakter und er trug wirklich einen grossen Teil dazu bei, dass ich die Geschichte wirklich gerne las, denn er macht sie irgendwie besonders.
Cas war mir auch super sympathisch, auch wenn ich mich nicht wirklich mit ihm identifizieren konnte. Sein Leben ist wirklich alles andere als einfach und ich habe mich sehr für ihn gefreut, dass er in Thomas und Carmel wirklich gute Freunde findet, denn irgendwie war er anfangs schon ziemlich einsam, obschon ihm das selbst gar nicht aufzufallen scheint.

Etwas, dass mir an der Geschichte leider nicht so gefallen hat und leider ein wichtiger Bestandteil der Geschichte ist, war die Liebesgeschichte zwischen Cas und Anna. Ich meine eigentlich weiss man von Beginn an, dass sich die Geschichte in diese Richtung entwickeln wird, allerdings habe ich mich lange ein bisschen dagegen gesträubt. Denn so wie man Anna zu Beginn kennen lernt ist sie wirklich gruselig. Ausserdem hat sie mehrere Jugendliche auf dem Gewissen, die sie skrupellos getötet hat. Sie tötet sogar jemand während Cas anwesend ist. Da mir Anna somit, wohl verständlicherweise, nicht wirklich sympathisch war konnte ich einfach nicht verstehen, weshalb sich Cas dennoch irgendwie zu ihr hingezogen fühlt. Im Verlauf der Geschichte erfährt man mehr über Anna und ich begann mich mehr mit ihr anzufreunden und dennoch kam mir Cas und Annas Beziehung noch immer etwas unglaubwürdig und nicht nachvollziehbar vor. Im Gegenzug konnte ich nämlich auch nicht verstehen, weshalb Anna ausgerechnet Cas aus irgendeinem Grund nicht umbringen konnte. Am Ende habe ich dann aber doch mit den beiden mitgefiebert und ihnen ein Happy End gewünscht.

Die Geschichte hält besonders gegen Ende ein paar wirklich spannende Überraschungen bereit, obschon man sich manches auch denken konnte. Jedenfalls wurde mir während dem Lesen nie langweilig und wenn man im Dunkeln keine Angst hat wäre Anna im blutroten Kleid sicher auch eines dieser Bücher, die man in einer Nacht durchlesen könnte. Das Tempo der Geschichte ist konstant hoch und es gibt wirklich kaum Längen. Leider muss ich aber zugeben, dass mir der Anfang eigentlich am ganzen Buch am besten gefallen hat und das Ende mich leider eher mit etwas gemischten Gefühlen zurück gelassen hat.

Das Cover des Buches gefällt mir eigentlich da es wirklich zur Geschichte passt und echt aussergewöhnlich ist, es zeigt eigentlich auch schon die gruselige Atmosphäre des Buches, ich kann mir echt nicht erklären weshalb ich dennoch so überrascht war. Was ich sogar noch besser gefunden hätte, wäre wenn Anna auf dem Bild wirklich ein komplett blutrotes Kleid gehabt hätte und nicht nur der untere Saum und die Beine rot wären. Der Titel passt natürlich auch sehr gut zur Geschichte, wobei ich auch hier den Englischen Titel Anna Dressed in Blood einfach sogar noch ein kleines bisschen toller finde.

Fazit:
Eine spannende und faszinierende Geschichte, mit einem aussergewöhnlichen Protagonisten und wirklich blutrünstigen Geistern. Sicher eine Geschichte für Personen, die es auch mal etwas brutaler und blutiger mögen, allerdings immer noch im Bereich des für Jugendbüchern angemessenen. Die Liebesgeschichte und das Ende haben meinen Enthusiasmus leider ein bisschen geschmälert, dennoch eine Leseempfehlung.