Rezension

Freund der Bäume

Das geheime Leben der Bäume - Peter Wohlleben

Das geheime Leben der Bäume
von Peter Wohlleben

Bewertet mit 5 Sternen

Ich gebe es ja zu. Als mir meine Schwägerin das Buch in die Hand drückte "Lies mal!", dachte ich nur "Bloß nicht schon wieder so ein Esoterikkram von einem Baumumarmer". Deshalb blieb es erst mal auf dem Sub, bis es mir irgendwann wieder in die Hände fiel. Ich las hinein ... und war extrem gefesselt. Das war kein Esoterikspinner, der da schrieb. Das war ein Mann, der wusste, wovon er sprach. Ursprünglich Förster wie überall, also einer, der den Wald nur nach wirtschaftlichen Aspekten betrachtet, hat er sich irgendwann davon gelöst und bewirtschaftet jetzt einen eigenen Buchenwald in einer Art, die nicht nur "seinen" Bäumen Vorteile bringt. Dabei hat er von eben diesen Bäumen jede Menge gelernt, denn er hat angefangen zu beobachten und aufzupassen.

Zum Glück lässt er uns an seinen Beobachtungen teilhaben. Er spricht von Kommunikation unter Bäumen. Wie das, fragt sich der Laie (sprich Archer). Wenn ein Baum von einem Parasit befallen wird, gibt er das weiter. Mit Hilfe von Duftstoffen benachrichtigt er andere Bäume in seiner Umgebung, die daraufhin bittere oder gar giftige Stoffe ausscheiden und so verhindern, ebenfalls befallen zu werden. Bäume derselben Art können untereinander "befreundet" sein, Bäume derselben Art helfen einander solidarisch, wenn einer von ihnen krank ist. Dabei spielen das Wurzelsystem und Pilze entscheidende Rollen. Wohlleben erklärt auf anschauliche Art und vor allem leicht eingänglich, wie Kommunikation unter den Pflanzen funktioniert, welchen Einfluss sie auf das Ökosystem haben, was bei Monokultur passiert. Er beschreibt das Aufwachsen junger Bäume (wobei "jung" bei einem Durchschnittsalter von 400 Jahren eher relativ gemeint ist), wofür gefallene und vermodernde Baumriesen noch gut sind.

Ich habe mich von dem Autor tatsächlich überzeugen lassen, habe einen anderen Blick auf die Natur, besonders auf Wälder bekommen, in denen ich einen Großteil meiner Freizeit verbringe. Und wenn ich ab und zu winzige Nadel- oder Laubbäume tätschle und "Na, Babybaum" sage, bin ich keineswegs ein Esoterikspinner. Nur jemand, der angefangen hat, Bäume als das zu erkennen, was sie sind: Mitlebewesen auf dem einzigen Planeten, den wir haben.