Rezension

Feministisches Einmaleins

No More Bullshit - Sorority e.V.

No More Bullshit
von Sorority e.V.

Das Frauennetzwerk Sorority hat eine Sammlung von 19 eigenständigen Beiträgen zum Thema Feminismus herausgegeben. Diese beschäftigen sich damit, sexistische Bullshit Phrasen zu entlarven und die genannten dann zu entkräften. Die Lesenden erhalten einen guten Überblick über die gängigsten sexistischen Sprüche und Vorurteile und was man ihnen am besten entgegensetzt.

Die Themen werden dabei auf unterschiedliche Art und Weise behandelt und bieten einen unterschiedlich tiefen Einblick in verschiedene feministische Ansätze. So wird zum Beispiel der Unterschied zwischen Feminismus und Humanismus erklärt, deutlich gemacht, dass Frauen in vielen Bereichen Männern (immer noch) nicht gleichgestellt sind und gezeigt, dass auch Männer vom Feminismus profitieren. 
Die Sprache ist dabei überwiegend gut verständlich, modern und einfach zu lesen, nur einzelne Beiträge verlieren sich in sehr wissenschaftlicher Ausdrucksweise. Die grafische Gestaltung gefällt mir gut, Grafiken und Listen lockern den Fließtext auf, der Kontrast zwischen Gelb und Schwarz wirkt wie ein Alarmsignal, was bei dem Thema auch gut passt. Die Kapitel sind sehr kurz gefasst, umfassen meist nur 4-6 Seiten.

Leider vermisse ich bei den durchaus überzeugenden Fakten, die als Argumente angeführt werden, die Quellenangaben, die zusammen mit einer allgemeinen Liste von weiterführenden Links und Büchern das Buch bereichern und die selbstständige Suche erleichtern würden.
Außerdem fehlt mir eine Erklärung für das nicht durchgehend nachvollziehbare Gendern der Begriffe Männer* und Frauen*, ob diese sich jetzt auf das biologische Geschlecht beziehen oder auf das empfundene, wird den Lesenden zur eigenen Interpretation überlassen.
Beim Blick auf die Porträts der jeweiligen Verfasser*innen fällt außerdem recht deutlich auf, dass auf Diversität wenig Wert gelegt wurde, was bei einer eigentlich so vielfältigen Auseinandersetzung mit Feminismus wirklich schade ist. 

Mir hat vor allem der Beitrag der Wissenschaftlerin, Rapperin, Performance-Künstlerin und Autorin Reyhan Sahin aka Lady Bitch Ray gefallen, die ihre explizite Kritik auch sprachlich sehr überzeugend und mit Nachdruck vermittelt. 
Auch die Darstellung verschiedener Strategien, die entsprechende Gesprächspartner*innen nutzen, um sich jeder sachlichen Diskussion zu entziehen, wirkt aufschlussreich. Die angebotenen Tipps, wie man sich dagegen wehren kann, bedürfen aber noch der praktischen Überprüfung.

Die Sammlung der Stammtischweisheiten zeigt, dass Feminismus immer noch negativ behaftet ist; dass Feminismus nicht nur für Frauen, sondern alle Menschen da ist und dass Menschen miteinander reden und sich vor allem zuhören müssen, um Vorurteile und Diskriminierung hinter sich zu lassen. Insofern bietet das Buch gute Diskussions- und Denkanstöße, die daraufhin selbstständig vertieft werden müssen. Aber die Vielfältigkeit der Beiträge bietet einen guten Einstieg in das Thema Feminismus.