Rezension

Familie Wolf, bevor die wunderbaren Jahre begannen

Winter der Hoffnung
von Peter Prange

Bewertet mit 4 Sternen

Die direkte Nachkriegszeit wurde wunderbar eingefangen. Allerdings sind einige Szenen bereits aus der Verfilmung bekannt.

Der Roman „Winter der Hoffnung“ von Peter Prange, ist die Vorgeschichte zu „Unsere wunderbaren Jahre“.

Weihnachtszeit 1946 in Altena. Es ist ein extrem kalter Winter. Es fehlen Nahrungsmittel und Brennmaterial und der Wohnraum ist häufig zerstört. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Familie Wolf, deren Fabrik demontiert und nach England gebracht werden soll. Fritz, Schwiegersohn von Tochter Ruth, kommt aus der Kriegsgefangenschaft zurück und ist als ehemaliger SS-Offizier immer noch ein glühender Anhänger Hitlers. Darüber hinaus verlieben sich die beiden Töchter Gundel und Ulla.

Meinung:

Als allererstes muss ich sagen, ich habe „Unsere wunderbaren Jahre“ nicht gelesen, allerdings habe ich damals den Fernsehfilm gesehen. Ich war beim Lesen dieser Vorgeschichte doch ziemlich irritiert, da sich doch einige Szenen aus diesem Buch mit der Verfilmung glichen, zum Beispiel die Rückkehr des Schwiegersohns oder die Demontage. Ich weiß natürlich, dass ein Buch und die passende Verfilmung nicht immer Hand in Hand gehen, sich manchmal unterscheiden und häufig nur noch das Grundgerüst mit dem Buch übereinstimmt. Wie das in diesem Fall ist, kann ich wie gesagt nicht beurteilen, aber vor dem Hintergrund der Verfilmung, war ich doch verwundert so viel Vertrautes zu lesen. Ich habe mehr „Vorgeschichte“ erwartet. Vor allem, wenn man bedenkt, dass dieser Roman im Jahr 1946 spielt und „Unsere wunderbaren Jahre“ erst im Sommer 1948 beginnt – damit liegen ganze eineinhalb Jahre dazwischen.

Peter Prange schafft es wunderbar diese Zeit einzufangen und das hat mir wahnsinnig gut gefallen. Man kann beim Lesen förmlich den Hunger und die Kälte spüren. Auch die Hoffnung blitzt immer wieder auf, dass es bergauf geht und bessere Zeiten kommen werden. Die Figuren waren mir alle auf ihre Art sympathisch. Selbst das Handeln von Fritz konnte ich nachvollziehen und es wirkte authentisch. Jahrelange Gehirnwäsche lässt sich nicht von heute auf morgen abstellen. 

Die kurzen Kapitel und der damit verbundene ständige Perspektivwechsel haben mir sehr gefallen, so bekommt man einen Blick auf verschiedene Charaktere, die man dadurch besser kennenlernt. Der Zeitraum in dem wir unsere Protagonisten begleiten sind ca. vier Wochen, verständlicherweise bleiben die Charaktere noch recht oberflächlich. Wenn man aber bedenkt, dass wir die Personen in „Unsere wunderbaren Jahren“ noch weiter begleiten, ist es kein wirklicher Kritikpunkt.

Fazit: Mich konnte der Roman rund um die Familie Wolf gut unterhalten und es macht Lust diese tollen Charaktere auch weiter zu begleiten und gleich mit „Unsere wunderbaren Jahre“ zu starten. Von mir gibt es 4 Sterne, da ich etwas Anderes erwartet hatte und sich für mich doch einiges wiederholt.