Rezension

Esoterisch angehauchte Endzeitvision, die einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt

Der Zorn - Denis Marquet

Der Zorn
von Denis Marquet

Bewertet mit 2.5 Sternen

Inhalt

 

Die Welt scheint dem Untergang geweiht. Verschiedenartige Naturkatastrophen häufen sich in ungewöhnlichem Ausmaß, vorher friedliche Tiere greifen Menschen an und unbekannte Seuchen verbreiten sich rasend schnell. Doch was ist der Grund dafür?

 

In den USA sterben Menschen auf offener Straße ohne erklärlichen Grund, Hunde greifen ihre Besitzer an, Erdbeben und riesige Flutwellen zerstören ganze Städte. Die Lage spitzt sich immer mehr zu. Während das Militär noch versucht, weitere Katastrophen wie neuartige Seuchen und vergiftetes Obst zu vertuschen, verliert die Regierung die Kontrolle über die Bevölkerung. Chaos und Panik greift um sich, die wildesten Verschwörungstheorien kursieren im Internet und anderswo und die Menschen suchen Schutz in Sekten oder schwer bewaffnet in ihren Häusern.
Ein Team aus hochrangigen Wissenschaftlern wird von der Army angeworben, um die Ursache herauszufinden. Aber ist der Grund für das Verrücktspielen der Natur wirklich, wie angenommen, auf einen Anschlag mit biologischen Waffen zurückzuführen?

 

 

Meinung

 

Wie ihr vielleicht bemerkt habt, habe ich eeewig gebraucht, um dieses Buch fertig zu lesen. Fast zweieinhalb Monate lang. Genauso schwer fällt es mir nun, eine ausführliche Rezension zu dem Roman zu schreiben.
Eines vorneweg: An sich ist der Plot super und bietet jede Menge Möglichkeiten für die vielfältigsten Szenen, ob nun spannend, dramatisch oder auch romantisch. Die Aufklärung, was genau hinter all dem steckt, fand ich persönlich nicht zu abgedreht, da es nachvollziehbar erklärt wurde. Die Art und Weise, wie alle Beteiligten mit der Situation umgingen, war in meinen Augen ebenso nicht von der Hand zu weisen. Besonders das amerikanische Militär würde in der Realität wahrscheinlich genau dieselben Schlüsse ziehen und ähnliche Maßnahmen ergreifen. In dieser Beziehung sind die einzelnen Punkte gut durchdacht.

 

ABER was mich ganz extrem gestört hat, war die Umsetzung des Ganzen. Zum einen hat man vor allem zu Anfang das Gefühl, dass es keine wirklichen Hauptcharaktere gibt. Unkontrollierte Perspektivenwechsel zeigen einem zwar das Ausmaß der weltweiten Katastrophen, allerdings verliert man schnell den Überblick. Keine der dargestellten Protagonisten erhält dabei genügend Raum, um richtig greifbar zu werden. Man liest über sie wie über Menschen in einem Zeitungsartikel: Es ist tragisch, was mit ihnen passiert, doch hundertprozentig nahe geht es einem nicht. Dazu bleiben sie viel zu eindimensional und kaum greifbar. Im Laufe des Romans ändert sich das zum Glück und es kristallisieren sich bestimmte Figuren heraus, deren Schicksal einen auch berühren kann. Trotzdem rettet das kaum die immer noch oft ziellos von einer Szene zur nächsten springende Story. Diese hat wirklich Potential und hätte auch großartig werden können, hätte sich der Autor gleich von Anfang an auf ein gewisses Personal beschränkt und jenes in gut aufeinander abgestimmten Handlungssträngen besser ausgeführt.

 

 

Fazit

 

In Der Zorn stellt Denis Marquet ein Szenario dar, das angesichts der vielen Tornados, Erdbeben und Überschwemmungen gar nicht so unwahrscheinlich erscheint. In dieser Hinsicht ist der Roman sehr brisant und nicht minder aktuell.
Leider verschenkt er sein Potential zu einem tollen Endzeitthriller durch seine wirre Handlung und die vielen kaum miteinander verbundenen Sichtweisen, von denen sich die meisten nach und nach als unwichtig herausstellen. Etwas weniger in der Hinsicht hätte der Geschichte wesentlich besser getan und ihr eine einheitliche Richtung verliehen, die so nur schwer auszumachen ist. Dann hätte man der eigentlichen Botschaft auch mehr Gewichtung verleihen können, was sie durchaus verdient hat.
Eine im Kern wirklich gute Version der Apokalypse also, deren Umsetzung viel zu viel von der beabsichtigten Wirkung zerstört.