Rezension

Es ist nie zu spät um neu anzufangen.

Agathe
von Anne Cathrine Bomann

Bewertet mit 4 Sternen

Manchmal sinds gerade die kleinen, kurzen Geschichten, die einen irgendwie bewegen und das obwohl sie nicht einmal so eine große Aussagekraft haben. Und gerade "Agathe" von Anne Cathrine Bomann, war für mich ein kurzes Lesevergnügen der besonderen Art.
 

"Ich bin hier [...] weil ich wieder die Lust am Leben verloren habe. Ich hege nicht die Illusion, mich irgendwann gut zu fühlen, aber ich möchte gern zurechtkommen" - Agathe

Ein Psychiater möchte sich eigentlich mit 72 in den Ruhestand begeben. Geschlagene fünf Monate und damit 800 Gespräche bleiben ihm bis dahin. Alles scheint im total banal. Seine Patienten hören und sehen ihn kaum, denn sie erzählen nur von sich und wollen eigentlich gar keine wirkliche Hilfe. Sie berichten von Kleinigkeiten über die sie sich aufregen, großen Banalitäten, die sie furchtbar stören und auch sonst scheinen alle mehr ein Problem mit sich selbst zu haben - so wie der Psychiater auch. Er hat es nie gelernt zu lieben oder die Nähe zu  anderen Menschen zuzulassen. Ein großes Hindernis und damit geht ein großer Teil seines Lebens verloren. Eines Tages möchte Agathe bei ihm einen Termin vereinbaren, doch aufgrund der begrenzten Zeit, lehnt er ab. Madame Surruge, seine Sekretärin, schleust sie förmlich ein und packt sie auf die Behandlungsliste und bringt damit einfach alles ins Wanken.

"Man kann als sehr kleines Wesen enden, wenn einen niemand mag. Manchmal frage ich mich, ob so ein Wesen überhaupt noch ein Mensch ist."

Man könnte nun meinen, dass diese kleine Geschichte in ein kitschiges Irgendwas abdriftet, aber genau das macht es nicht. Anne Cathrine Bomann schafft es nämlich genau diesen Teil zu umgehen. Agathe ist bereits verheiratet und eben nur eine Patientin, die ihn herausfordert und den Psychiater aus seinem Schneckenhaus herauslockt. Es geht hier auch nicht um eine Liebesbeziehung, denn wo die genaue Reise hingehen mag, bleibt ein Teil der Fantasie. Daher ist es insgesamt auch eher ein leichtes Buch für Zwischendurch, ohne komplexe Handlungsstränge. In kleinen Passagen, lernen wir einzelne Patienten, die Probleme des Psychiaters, Agathes und seiner Sekretärin Madame Surruge kennen. Agathe ist dabei die Rettung und irgendwie hilft sie ihnen allen, dem Leben eine neue Chance zu geben. Und was soll man da groß sagen? Ich fand diesen Roman wirklich unterhaltend, leicht und nicht zu viel. Dieses Buch ist wie ein liebes  
Geschenk, eine kleine Aufmerksamkeit, die optisch wie inhaltlich wahrscheinlich vielen eine kleine Freude bereitet.

"Nur noch vierhunderachtundvierzigmal musste ich mit diesen Menschen sprechen, die ich inzwischen nicht einmal mehr versuche zu verstehen."  
Es gleicht einer "vormittäglichen Parade"