Rezension

Erotik im 17. Jahrhundert...

Das Haus der Freude - Daria Charon

Das Haus der Freude
von Daria Charon

Bewertet mit 3 Sternen

Versailles, Mitte des 17. Jahrhunderts. Sophie ist verzweifelt: Sie muss unbedingt den Maler Franco aufspüren, einen Exliebhaber, der die junge Frau mit anrüchigen Gemälden erpresst. In ihrer Not wendet sie sich an den einflussreichen Bordellbesitzer Farid und stellt ihm für seine Hilfe eine reiche Belohnung in Aussicht. Farid willigt ein, aber sein Preis ist ein anderer als jener, den die schöne Sophie ihm anbietet ...

Hm. Manch einer, der meinen Lesegeschmack kennt, mag sich nun fragen, weshalb ich zu einem erotischen Buch greife. Vor etlichen Monaten habe ich diesbezüglich aufgrund einer Challenge einen Versuch gewagt und wähnte mich aufs Deutlichste kuriert - keinen weiteren Vorstoß wollte ich in diese Richtung unternehmen. Doch eine Bekannte meinte jetzt, dass es auch in diesem Genre 'Schund' gebe und Bücher, die als anspruchsvoller gelten könnten. Sie lieh mir also dieses Buch (ganz ehrlich: ich möchte solche Cover gar nicht in meinem Bücherregal stehen haben!) und wartet nun gespannt auf mein Urteil.

Nun ja. Dem Buch zugute halten kann ich, dass die erotischen Szenen nicht einfach platt aneinander gereiht sind, sondern in eine Geschichte eingewebt wurden, die im Versaille des 17. Jahrhunderts angesiedelt ist. Das Leben zu Hofe wird ebenso dargestellt wie das Geschehen in dem Bordell - hier aber ein Bordell für Frauen, die sich das Verwöhntwerden leisten können. Manche neue Details konnte ich hier entdecken - nein, keine außergewöhnlichen Sexpraktiken, sondern z.B. die Verhütungsmethoden zu dieser Zeit. Den Schafsdarm für die Herren, aber auch für die Damen gab es seinerzeit schon Möglichkeiten, um Schlimmeres bzw. Unerwünschtes zu verhindern. Die Geschichte ist nett konstruiert, die Klaviatur der Gefühle wird rauf und runter bedient, bis hin zum überraschenden (oder nicht?) Ende. Die Erzählung lässt sich Zeit, und ja, es gibt sie auch, die erotischen Szenen.

Diese Szenen störten mich nicht, aber wenn ich mir vorstelle, dass dieses Buch vorwiegend gelesen wird, um ein 'Prickeln' auszulösen, kann ich nur sagen: kann ich mir nicht vorstellen. Erst einmal die Charaktere. Die beiden mögen durchaus zueinander passen und auch jeweils ihre Reize haben - aber mir lagen beide irgendwie gar nicht. Dir Rothaarige, die, super Figur natürlich, keine Idee hat, wie sie ihr ganzes Geld (nicht selbst verdient, natürlich) überhaupt ausgeben soll, andererseits aber nicht weiß, wie sie gegen die Langeweile und Sinnlosigkeit in ihrem Leben ankommen soll. Eigentlich schüchtern von Natur aus, agiert sie aber fast vom ersten Moment an recht ungehemmt und wird von einem Orgasmus in den nächsten getrieben. Dann Farid, der muskelbepackte Zigeunerbaron von außerordentlichem Stehvermögen, dauerpotent und charmant, der sich jedoch nie auf etwas Verbindliches einlassen will, damit er alle zahlungskräftigen Frauen glücklich machen kann. Seine geheime Gabe, auf die ich aus Spoiler-Gründen jetzt nicht näher eingehe, war noch das Interessanteste an dieser Figur.

Abgesehen von den Charakteren, die mir persönlich nicht lagen, war es das Vokabular, das mich nie ansprechen würde. Vielleicht gibt es diesbezüglich nicht so viel Auswahl, das mag sein. Aber 'nasse Spalten' und 'Ruten' finde ich einfach zum Abgewöhnen.

Also doch: Schuster, bleib bei deinem Leisten. Für mich sind erotische Romane einfach nichts, deshalb überlasse ich diesbezügliche Lektüre gerne denen, die damit mehr anfangen können.

© Parden