Rezension

Erfrischend andere Grundidee, leider schwach in der Umsetzung

Gods of Ivy Hall: Cursed Kiss - Alana Falk

Gods of Ivy Hall: Cursed Kiss
von Alana Falk

Bewertet mit 3.5 Sternen

Griechische Mythologie vor dem Hintergrund einer amerikanischen Uni – was für eine grandiose Idee von Autorin Alana Falk! Dementsprechend gespannt war ich auf Erins Geschichte, da ich ohnehin ein Faible für College Love Stories habe und erst kürzlich ein Seminar über griechische Göttinnen in der Literatur besucht hatte. Aufgrund des vorherrschenden Hypes um das Werk waren meine Erwartungen relativ hoch und wurden nur bedingt erfüllt; wirklich vom Hocker gerissen hat mich die Lektüre leider nicht.

Hades, Herrscher über die Unterwelt nutzte einst einen schwachen Moment von Erin aus, als sie erfüllt war von Wut und Verzweiflung. Sie ließ sich auf einen fatalen Deal mit ihm ein und muss ihm seitdem wöchentlich ein neues Opfer, eine neue Seele bringen, denn sie ist als unsterbliche Rachegöttin für ihn im Einsatz. Erin wählt dabei gezielt nur jene Männer aus, die es in ihren Augen auch 'verdient' haben – z.B. brutale Schlägertypen. Nichtsdestotrotz leidet sie unter diesem grausamen Pakt - auch wenn Hades sie im Gegenzug ihre verstorbene Schwester sehen lässt, hat das Ganze schlichtweg einen schalen Beigeschmack. Erin weiß nämlich, dass sie ihre Opfer durch einen Kuss zu einem seelenlosen Leben verdammt. Plötzlich taucht der charismatische Arden auf und zum ersten Mal gerät Erin in Versuchung, einen Jungen rein aus Eigeninteresse küssen zu wollen. Zeitgleich weiß sie, dass sie dies niemals zulassen darf, denn es wäre Ardens Untergang. Dumm nur, dass ihre Gefühle für ihn immer stärker werden… 

Den Einstieg in die Story habe ich als sehr vielversprechend und fesselnd empfunden, schon allein aufgrund des Mythologie-Backgrounds flog ich begierig durch die Seiten, um mehr über Erin, ihre Freunde und ihre außergewöhnliche Situation zu erfahren. Nach und nach tauchten allerdings immer mehr Längen auf, die wortreich umschrieben wurden, ohne dass es mit der Story voranging. Ich war des Öfteren versucht, einige irrelevante Abschnitte zu überfliegen, habe mich aber durchgebissen und auf eine Überraschung gehofft. Diese gab es durchaus ab und zu, doch der Mega-Twist, bei dem dann endlich etwas mehr Spannung aufkam, konnte das Ruder nicht mehr herumreißen und den eher mäßigen Gesamteindruck positiv abmildern. Der Schreibstil war leicht verständlich, schön gespickt mit bildreichen Beschreibungen, leider auch ein wenig ausschweifend und mit einigen Wiederholungen.

Erin, die weibliche Hauptfigur, war mir nicht zwingend unsympathisch, aber es fiel mir schwer, mich in sie hineinzuversetzen und mich mit ihr zu identifizieren – irgendwie blieb sie mir durchgehend fremd und ihr Verhalten schwankte permanent zwischen waghalsig und naiv. Arden, der männliche Counterpart, war mir natürlich aufgrund des Plots generell suspekt, da ich dazu tendiere, in allem Unerwarteten zunächst einmal Gefahr zu wittern. Im Hinblick auf die Ausarbeitung seiner Figur fehlte mir hier zwar auch etwas Tiefe, was ich jedoch nicht als sonderlich schlimm empfunden habe, da mein Hauptfokus ohnehin auf Erin lag und mich an Arden eher seine Rolle in der Handlung interessierte. Das Flirt-Geplänkel zwischen den beiden Protagonisten, aus deren Perspektive abwechselnd in Ich-Form erzählt wird, hat mich emotional nicht packen können; anfangs war es noch ganz witzig, bevor es zum langatmigen Hin und Her ausartete. Schon klar: sie wollen sie küssen und dürfen es nicht…big deal! Tatsächlich hätte ich gerne mehr über die Nebencharaktere erfahren, da diese trotz erheblich geringerer Szenenanzahl weniger blass als die Hauptfiguren wirkten; vor allem zusätzliche Details zu Mayas Hintergrundgeschichte hätten mich interessiert.

Das wunderschöne, geschmackvolle Cover in ansprechenden Grüntönen und mit goldfarbenen Elementen durchsetzt ist ein absoluter Eyecatcher und macht sich vortrefflich im Bücherregal! – Hier ist bei der Covergestaltung ganze Arbeit geleistet worden. 

Fazit: Trotz einiger überraschender Wendungen recht zäh – ein paar Kapitel weniger hätten völlig ausgereicht. Vor allem der Mittelteil war enttäuschend, Anfang und Ende (samt Cliffhanger) hatten dagegen Pfeffer. Schade um die kreative Grundidee – da hätte man meines Erachtens viel mehr draus machen können! Fans von Jugendliteratur mit Interesse an griechischer Mythologie könnten dennoch Gefallen daran finden. Für mich stellt das Buch kein Must-Read dar, sondern fällt in die Kategorie 'kann man mal gelesen haben'.