Rezension

emotionale und ernste Gespräche

Sommerhaus am See -

Sommerhaus am See
von David James Poissant

Der Roman wirkt auf den ersten Blick wie eine leichte Sommerlektüre, ist es aber keinesfalls. Die Charaktere werden zuerst langsam eingeführt und die Großfamilie hat geplant ein letztes gemeinsames Wochenende im Sommerhäuschen zu verbringen, bevor die Eltern dieses verkaufen wollen. Schon zu Beginn geschieht ein Unglück, an dem sie nicht nur als Zuseher vorkommen, sondern sie tief betroffen macht und auch selbst in gewisser Weise wachrüttelt. Die beiden erwachsenen Söhne beginnen ihr Leben zu reflektieren, hinterfragen ihre Partnerschaften, gestehen sich ihre eigenen Fehler und Laster ein und obwohl die Stimmung gedrückt ist und vom Unglück überschattet wird, so rückt die Familie doch enger zusammen. Mit der Zeit werden die Gespräche intensiver und ehrlicher, lange gehütete Geheimnisse kommen ans Licht und ungewohnte Seiten werden hervorgekehrt. Wer sich zuerst nicht so gut verstanden hat, ist sich auf einmal viel näher und was man als fix angenommen hat, gerät plötzlich ins Wanken. Auch die alternden Eltern werden mit anderen Augen betrachtet und die Kinder hinterfragen, warum die Eltern das Häuschen verkaufen möchten. Die ehrliche und auch unschöne Auseinandersetzung mit sensiblen und unerfreulichen Themen hat mir sehr gut gefallen und ich habe im Laufe der wenigen Tage eine große Veränderung bei allen Charakteren wahrgenommen. Diese Entwicklung finde ich ebenfalls sehr schön. Man fühlt sich als Leser*in weniger wie ein/e Beobachter*in, sondern wie ein Teil der Familie im Sommerhaus am See, da man persönlich angesprochen und emotional involviert wird. Ein wunderschönes Buch, auch wenn die Themen manchmal ernst sind und die Stimmung düster ist, am Ende gibt es doch wieder Lichtblicke und die Hoffnung auf positive Veränderung.