Rezension

Emotional, Optimistisch, Wundervoll ! Leseempfehlung !

Die besten Freunde meines Lebens
von Sam Baker

Bewertet mit 5 Sternen

Das Cover ist recht dezent gehalten und passt durch das Schattenbild, das eine Frau an einem Tisch im Garten sitzend, zeigt, hervorragend zur Geschichte.
Auch der grüne Hintergrund ist geschickt gewählt, denn er lässt mich sowohl an Niccis Garten als auch schlicht und einfach an Hoffnung denken ! 

Die Handlung ist recht schnell erklärt. Nicci bildet den zentralen Mittelpunkt im Leben der Freundinnen Lizzie, Jo und Mona. Als die Fashionsüchtige Frau an Krebs erkrankt und stirbt, wirft das die drei jungen Frauen komplett aus der Bahn, nicht zuletzt, weil Nicci ihnen diese Briefe hinterlassen hat. Erst sprechen sie nur untereinander darüber, doch als sie merken, das das Verhältnis zu Niccis Ehemann David an der Last der Briefe zu zerbrechen droht, sprechen sie auch mit ihm darüber. Dies bleibt natürlich nicht ohne Folgen, denn sowohl David als auch die drei Frauen verstehen nicht, was Nicci mit ihrem Vermächtnis bezwecken wollte. Während Lizzie damit beginnt, sich um den Garten zu kümmern, versucht Jo ihre Firma Capsule Wardrobe ohne Niccis Hilfe zu führen. Und Mona ? Die versucht sich an David ranzumachen, erfolglos. David seinerseits macht eine Entdeckung die nicht nur sein Leben, sondern auch das der Zwillinge verändern wird...

Die Protagonistin zu der ich am meisten Bezug finde ist Lizzie, ich denke das liegt an ihrer liebenswerten Art. Sie ist einfach knuffig, auch wenn sie oft viel zu naiv handelt. Während mir relativ schnell klar war, was in ihrem Leben falsch läuft, braucht sie furchtbar lange um das zu verstehen. Sie erbt von Nicci den Garten und das obwohl sie gar kein Händchen für das Grünzeug hat. Der Garten wird schon bald für sie zur Flucht aus ihrem anstrengenden Alltag und zu einer neuen Leidenschaft.

Jo ist Geschäftsfrau, mit Zahlen kennt sie sich aus. Mit Niccis Tod hat sie nicht nur ihre beste Freundin, sondern auch ihre Geschäftspartnerin verloren. Nicci hinterlässt nicht nur in Jo's Herzem, sondern auch in der Firma ein großes Loch, das gestopft werden muss. Bestrebt diese Lücke irgendwie zu füllen und auch den Kontakt zu David aufrecht zu erhalten, merkt sie kaum noch was um sie herum geschieht.

Obwohl Nicci tot ist, bildet sie zunächst den Mittelpunkt der Geschichte. Sie hat ihren Freundinnen Briefe mit grotesken Botschaften hinterlassen und versucht sie in meinen Augen, mit diesen unmöglichen Hinterlassenschaften zusammenzuhalten, weil sie um ihren Stand in der Clique wusste. Sie war die treibende Kraft und sie war das Zentrum um das sich alle gescharrt haben. Es gibt einige Flashbacks, die aus Niccis Leben erzählen. Erst war ich mir nicht sicher, ob ich sie gemocht hätte, denn sie wirkt in diesen Rückblenden oft sehr herrisch und egoistisch, aber nach und nach erfährt man mehr aus ihrem Leben und darüber welche Enttäuschungen sie hat hinnehmen müssen, was sie mir etwas menschlicher erscheinen lässt. 

Mona ist diejenige mit der ich am wenigsten anfangen kann. Sehr schade, aber von der Autorin vielleicht so gewollt. Sie ist alleinerziehende Mutter, war lange im Ausland und träumt von einem eigenen Restaurant. Sie sieht sich selbst oft als das fünfte Rad am Wagen, weil sie als letztes zur Clique gestoßen ist. Das spürt man leider auch als Leser, sie rückt im Vergleich zu den anderen beiden Freundinnen sehr in den Hintergrund, was es so schwer macht mit ihr klarzukommen.

Die knapp 500 Seiten des Buches wurden erstaunlich gut genutzt, denn die Handlung ist so wahnsinnig komplex und wird nicht einmal auch nur ein Stückchen langweilig. In dieser Geschichte geht es um so vieles: Um Liebe und Freundschaft, um Mut, um Vertrauen, Hoffnung und Vergebung. Um Trauer, Stolz und Geheimnisse und allem voran: Um Zusammenhalt. 

Die Autorin fährt in Sachen Schreibstil eine ziemlich gerade Linie.
Es gibt weder verschachtelte Sätze, noch zähe Strecken sondern klare, sensible, optimistische Worte, die mich gefangen nehmen und für ein berührendes Lesevergnügen sorgen. 

Obwohl ich es oft als sehr anstrengend empfinde, gerade am Anfang einer Geschichte, wenn die Perspektive zwischen mehreren Personen hin und her wechselt, muss ich sagen, das es Sam Baker hier gelungen ist, die Übergänge so fließend ineinander laufen zu lassen, das es mich überhaupt nicht gestört hat. 
Die Handlungen sind nachvollziehbar und man kann sich sowohl mit einzelnen Situationen als auch mit den Protagonisten identifizieren. 

"Die besten Freunde meines Lebens" ist literarisch gesehen sicher nicht das herausragendste Werk aller Zeiten, aber es ist genau das was Frauen zwischen 25 und 50 lesen wollen ! Es ist kurzweilige und trotzdem tiefgründige, authentische Unterhaltung, die uns für einige Stunden innehalten und unseren Alltag ausblenden lässt. 

Einzige winzig kleine Punkte die mich gestört haben, lagen wohl eher an der Übersetzerin als an der Autorin. Es tut mir leid, aber ich kann dieses Wort WIEWOHL nicht mehr lesen ! Das kam relativ oft vor und wirkte in den meisten Fällen irgendwie deplaziert ! Ebenfalls etwas suspekt erschienen mir solche Sätze wie: "Tom wollte Si noch dazu überreden, ihn die Sportschau ansehen zu lassen..."
( Seite 424, nach einem Videoabend ).
Der Roman spielt in England und diese Dinge erschienen mir so typisch deutsch. Das hat einfach nicht gepasst. Ich weiß es sind nur Kleinigkeiten, die die Intensität der Geschichte auf keinen Fall schmälern ! Ich fand sie dennoch erwähnenswert, weil sie mich einfach gestört haben.

Fazit:

Wer gerne emotionale, berührende Frauenliteratur liest, der sollte sich diesen Roman auf keinen Fall entgehen lassen. Dieses Buch ist absolut wundervoll und empfehlenswert und bietet alles, was ein paar herbstlich graue Abende braucht: Liebe, Freundschaft, Emotionen !