Rezension

emotional

Zwischen Gut und Böse -

Zwischen Gut und Böse
von Marina Owsjannikowa

Bewertet mit 4 Sternen

Als die russische Journalistin Marina Owsjannikowa im russischen Fernsehen mit einem Plakat gegen den Krieg demonstrierte, war das eine bedeutende Geste.
Leider gibt es zu wenige in Russland, die sich zu protestieren trauen. Die angedrohten Strafen sind zu drastisch. Aber Marina Owsjannikowa, die früher selbst Teil der Propaganda war, konnte nicht anders. Der Angriff auf die Ukraine hatte sie schockiert. Sie wurde natürlich nach der Tat verfolgt. Putins Schergen sahen aber von Gefängnisstrafe ab. Ihr Ziel war es, die Tat und Marina Owsjannikowa in Vergessenheit geraten zu lassen.
Marina Owsjannikowa ging nach Deutschland und arbeitet kurz für Die Welt.
Dann kehrte sie nach Russland zurück, denn ihre Kinder sind noch da.
Noch einmal protestierte sie öffentlich mit einem Plakat. Sie war auch kurz in Haft.
Nur dank der Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen konnte sie Russland wieder verlassen, zusammen mit ihrer Tochter.
Das Buch ist interessant zu lesen, da es auch ziemlich emotional ist. Verständlich, denn die Autorin stand sehr unter Druck, als sie es entwarf.

Daher ist es nicht so journalistisch aufgebaut, wie erwartet. Es ist sehr autobiografisch.  Es dreht sich alles um sie selbst.

Wünschenswert wäre ergänzend ein Blick, der auch die Gesamtsituation in Russland einordnet, also eine politische Analyse. Es bleibt eine Zustandsbeschreibung und die Antikriegsposition glaube ich ihr.

Es bleibt zu hoffen, dass andere Journalisten ebenfalls protestieren werden. Denn ohne eine inneren Widerstand in Russland selbst, wird es schwer, Putin je zu überwinden.