Rezension

Einmal Jenseits und zurück

Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall -

Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall
von Christian Handel

Bewertet mit 3 Sternen

"Krimi-Spannung mit einem gespenstischen Hauch Fantastik", "queer & zauberhaft". Diese Umschreibung des Verlags trifft es im Grunde genau. "Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall" ist kein nervenzehrender Schauerroman, sondern ein Mix aus Krimi, Coming of Age, Romantik und ein bisschen Geisterflair. Mich hat die Geschichte ganz gut unterhalten, allerdings fehlte mir bei den Figuren die Überzeugungskraft, so dass ich nicht zu 100 Prozent gefesselt war.

1897 - Der 16-jährige Colin verbringt den Sommer bei seiner Mutter im alten Herrenhaus Thornhill Hall. Mehr widerwillig als erfreut, denn die Mutter hat die Familie vor Jahren verlassen und Colin hat ihr bis heute nicht vergeben. Der Besuch könnte nun eine neue Chance sein, doch leider wird Colin, kaum angekommen, die Treppe hinuntergestoßen und somit ermordet. Er findet sich plötzlich "auf der anderen Seite" wieder, in der Geisterwelt, rätselnd wer ihm das angetan hat. Doch noch ist nicht alles verloren: Wenn er innerhalb von drei Tagen das verborgene Zimmer des alten Hauses findet, kann er zurück ins Leben kehren.

Eigentlich eine schöne Idee, die mich etwas an "Ghost - Nachricht von Sam" erinnerte, einen Film den ich wirklich sehr mag. Auch hier muss jemand seinen eigenen Mord aufklären. Und wie Sam hat auch Colin hierbei Hilfe von einem Lebenden. Kurz vor seinem Tod hat er einen jungen Mann kennengelernt, in den er sich verliebt hat und der ihn im Gegensatz zu allen anderen auch als Geist sehen kann.

Leider mangelt es den Protagonist*innen meinem Empfinden nach ein wenig an Biss und der Geschichte an Atmosphäre. Hier lässt der Autor viele guten Chancen aus. Colin befindet sich zu einem großen Teil in der Geisterwelt unter den Toten, was sich allerdings für mich gar nicht so anfühlte, da alles recht normal zugeht. Die Toten müssen arbeiten, essen, etc. Allerdings ohne die Klassenunterschiede der damaligen Zeit, da hier Diener und Herren gleich sind. Schön fand ich die Idee, Briefe, die in der "Menschenwelt" verloren gegangen sind, bei den Geistern auffindbar zu machen. Ja, es gibt sogar eine ganze Bibliothek mit verlorenen Büchern. Klasse!

Alles in allem eine leicht zu lesende Lektüre mit schönen Zutaten, Wohlfühlflair, Krimielementen, einer queeren Lovestory und Geistertouch. Das Eintauchen in die Geschichte gelingt aber über die Figuren und da fehlte mir einfach etwas.