Rezension

Einfühlsames Werk über Trauer und Neuanfang

Herr Theodor -

Herr Theodor
von Daniela Böhm

Herr Theodor ist ein ganz besonderes Buch - eine Perle in der literarischen Schatzkiste. Es geht um Theodor, der nach 49 Ehejahren mit seiner Lieserl Witwer geworden ist, und nun - nach einer Phase des kompletten Rückzugs - zaghaft wieder die ersten Schritte ins Leben macht. Er durchläuft die verschiedenen Phasen, wie sie in der Forschung über das Thema oft beschrieben werden. Einen geliebten Menschen zu verlieren, lässt die Hinterbliebenen nämlich mit viel Traurigkeit, Kummer aber auch offenen Fragen zurück. Es braucht seine Zeit, die neuen Umstände annehmen zu können und wieder ins Leben zurückzufinden. Als Leser begleiten wir Theodor dabei.

Theodor ist in der Bewältuigung seines Kummers nicht auf sich alleine gestellt: Eines Tages steht ein Käfig mit Meerschweinchen Heinz vor seiner Türe, das eine Hausbewohnerin zurückgelassen hat nach ihrem Fortgang ins Ausland. Heinz ist gewissermaßen ein Leidensgenosse Theodors: Denn auch er hat kürzlich seine Partnerin verloren. Theodor schenkt ihm bei sich ein neues Zuhause, und Heinz schenkt ihm im Gegenzug sehr viel Trost und Zuversicht. Zudem hat Theodor wieder eine Aufgabe, die er angehen kann. Theodor ist aber auch nicht alleine, da er eine Tochter hat, die sich liebevoll um ihn kümmert, ebenso einen zukünftigen Schwiegersohn. Zu viel soll an dieser Stelle nicht vorweg genommen werden, denn dies ist ein Buch, das ich unbedingt zur Lektüre empfehlen möchte.

Es ist eine sehr einfühlsam geschriebene Geschichte, die voller Poesie steckt. Ich habe mich gut mit Herrn Theodor, wie auch der Tochter identifizieren können. Wer kennt sie nicht, all die Fragen, die sich einem nach einem schweren Verlust stellen? Wer kennt ihn nicht, diesen unermesslichen Schmerz, der einem droht, das Herz zu zerreißen? Es ist mir sehr nah gegangen, Herrn Theodor durch seine Trauer zu begleiten, besonders auch das Zwiegespräch mit seiner heimgekehrten und geliebten Lieserl, die er vor deren Grab führt, hat mich sehr berührt. Darüber hniaus fand ich es rührend, wie sich Tochter und zukünftiger Schwiegersohn trotz eigener Trauer um Theodor kümmern, ihm Halt geben und Freiraum schaffen für neue Aufgaben, die Theodors Leben wieder mehr Sinn geben. Und da ist schließlich Heinz und dessen Geschichte, die mich teils zu Tränen gerührt hat und noch jemand, den der Leser selbst entdecken wird...

Die Geschichte ist für mich eine Art Parabel mit einer wunderschönen Message. Sie geht weit darüber hinaus, dass niemand jemals so ganz geht oder dass Leben weiter geht. All dies ist wunderschön geschrieben in sehr einfühlsamer, teils sehr poetischer Sprache. Ein Lesegenuss und ein sehr tröstliches Buch für alle, die einen geliebten Menschen verloren haben und sich damit abfinden müssen. Ich empfehle dieses Buch uneingeschränkt weiter. Es wird auch Leserinnen viel Freude bereiten, die sich aktuell nicht in einer Trauerphase befinden.