Rezension

Einfach toll

Still - Chronik eines Mörders
von Thomas Raab

Bewertet mit 5 Sternen

Thomas Raab, Schriftsteller, Mathematiker, Musiker ist einem großen Lesepublikum durch seine Kriminalromane um den Wiener Möbelrestaurator Willibald Metzger bekannt. Jedes seiner Bücher hatte Bestsellerstatus.

Nun überrascht mich Raab mit einem Roman, der seine ganze Kunst offenbart.
Mit diesem Buch hat er sich an die vorderste Linie der österreichischen Literatur geschrieben. Ich möchte „Still“ in eine Linie mit „Schlafes Bruder“ stellen, so sehr war ich von den Personen und vor allem vom Schicksal des Außenseiters Karl beeindruckt. Karl wird in die engstirnige, düstere österreichische Provinz geboren. Seine Eltern, Charlotte und Johannes, durch Äußerlichkeiten zu Außenseitern gestempelt, finden zueinander und aneinander Halt. Karl, das Baby, ist ein ersehntes Wunschkind. Doch Karl wehrt sich gegen die Welt, er schreit seit der ersten Lebensstunde, nur unterbrochen vom Erschöpfungsschlaf. Charlotte zerbricht an ihrem Anspruch dieses Kind zu lieben. Ruhe findet Karl nur in absoluter Stille. Sein Gehör ist überaus empfindsam, Stimmen und Geräusche peinigen ihn. Sein Vater baut ihm eine schallisolierte Zuflucht im Kellergeschoss. Doch die Familie findet nicht mehr zueinander. Karl wächst zu einem übergewichtigen, genial intelligentem, aber auch monströsem Menschenkind heran, das immer auf der Suche nach der erlösenden, allumfassenden Stille ist. Diese Stille findet er endlich im Augenblick des Todes.
Thomas Raab hat seinen Roman in drei Teile gegliedert, die er mit Glauben – Liebe – Hoffnung überschreibt. Die Hoffnung auf Erlösung bleibt Karl, bis sich der Kreis seines Lebens schließt.
Beeindruckend ist die Sprache mit der das Buch erzählt ist, es wirkt kühl, distanziert, doch man kann sich diesem Roman nicht entziehen. Er bleibt im Kopf, auch nach der Lektüre ist man mit diesem Buch noch lange nicht fertig.
Gut gefallen hat mir auch die Ausstattung, das Titelbild ist gelungen. Schon allein im Schriftzug ist mit der Gestaltung des Buchstabens „T“ , die endgültige Stille angedeutet.