Rezension

Einfach ein Wohlfühlbuch

Sternschnuppenträume - Julie Leuze

Sternschnuppenträume
von Julie Leuze

Bewertet mit 5 Sternen

In der letzten Zeit war meine Beziehung zu Büchern etwas angespannt. Denn obwohl ich wirklich gute Geschichten in meinen Händen hielt, musste ich mich regelrecht zum Lesen zwingen und mich durch manch dicken Wälzer quälen. Es war so frustrierend für mich, und ich befürchtete schon, dass kein Buch mich je wieder richtig bewegen und mitreißen könne. Dann durchstöberte ich mein Regal und machte mich auf die Suche nach dem besonderen Buch, das meine Leseflaute durchbrechen kann. Viele Bücher lockten mich mit ihren wunderschönen Covern und vielversprechenden Klappentexten, doch ich blieb skeptisch…Bis ich „Sternschnuppenträume“ von Julie Leuze entdeckte und ich wusste, dass dieses Buch Potenzial zur Bekämpfung von Leseflauten hat, denn schon „Der Geschmack von Sommerregen“ war für mich ein außergewöhnliches Buch. Und so begann ich die ersten Zeilen eines Buches, auf das ich die Hoffnung hatte, dass es ein pures Lesevergnügen wird und in dessen Zeilen ich mich verlieren kann. Und schon nach den ersten kurzen Sätzen spürte ich, dass ich mit meiner Vermutung goldrichtig lag.

Vielleicht lag es an der wundervollen Kulisse, die Julie Leuze sich für ihren neuen Roman ausgesucht hat. Das Meer übt schon mein ganzes Leben lang einen großen Reiz auf mich aus und wahrscheinlich fühlte ich mich deswegen sofort wohl mit „Sternschnuppenträume“.  Die Geschichte spielt auf einer Insel in der Nordsee, auf der Svea und Nick leben. Beide kennen sich nur flüchtig, bis sie sich in einer sternenklaren Nacht am Strand begegnen. Nicks Ruf als verwöhnter Sohn reicher Eltern und Herzensbrecher lassen Svea an seiner Anziehungskraft zweifeln. Doch Nick lässt sie all ihren Kummer und Schmerz, den sie in den vergangenen Wochen gut in ihrem Inneren verborgen hat, vergessen. Sie will nicht an morgen denken und diese Nacht mit Nick genießen, denn schon morgen wird diese Welt wieder so schonungslos sein, wie all die Tage und Wochen zuvor.

In den ersten kurz gehaltenen Kapiteln lernte ich dann die beiden Hauptprotagonisten kennen, die, jeder für sich aus seiner eigenen Perspektive, über ihr manchmal nicht so einfaches Leben berichten. Beide Charaktere waren für mich sehr faszinierend, denn es sind nicht die typischen literarischen Figuren, die man sonst in sehr vielen Romanen dieses Genres findet. Sie wurden mit großer Leidenschaft gestaltet und haben dieser Welt etwas zu sagen. Doch bevor der Leser Svea und Nick wirklich ergründet hat, gilt es viele Vorurteile zu überwinden und Mauern einzureißen, die beide in mühsamer Arbeit zu ihrem eigenen Schutz errichtet haben. Mit jeder weiteren gelesenen Passage beginnen die Fassaden zu bröckeln und erst dann kann man das wahre Wesen dahinter erkennen. Julie Leuze lässt ihre tiefgründigen literarischen Figuren über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens erzählen, von ganz normalen Ängsten und Sehnsüchte und Zweifeln. Aber auch von der Einsamkeit, die ein gut gehütetes Geheimnis mit sich bringt und von der Angst sich zu öffnen und darüber zu sprechen.

Für mich muss eine schöne Liebesgeschichte nicht hochdramatisch sein, ich finde es wichtiger, dass sie sich echt anfühlt. Und diese zarte gefühlvolle Romanze von Svea und Nick ist nicht kitschig oder übertrieben, eher aus dem Leben gegriffen als könnte sie genau so geschehen sein. Das liegt vor allem an dem etwas ernsteren Kern, den vielen wichtigen Themen und alltäglichen Problemen, die Nick und Svea beschäftigen und vor denen sie nicht weglaufen können.  Für meinen Geschmack ist es genau die richtige Mischung, um diese Liebesgeschichte nicht zu seicht werden zu lassen und um der Handlung genügend Tiefe zu verleihen.

Am meisten konnte ich jedoch die Szenen am Meer genießen. Durch Julie Leuzes bekannten malerischen Stil war es für mich oft so, als würde der Wind der über das Meer seinen salzigen Geruch auf meiner Haut hinterlassen und meine Haare zerzausen.

Mit einem guten Buch ist es wie mit einem guten Stück Schokolade … es ist viel zu schnell gegessen und man lechzt nach dem nächsten. Während der letzten Kapitel von „Sternschnuppenträume“ ließ ich mir bewusst viel Zeit um mich schweren Herzens von diesem wundervoll atmosphärischen Ort und den liebgewonnenen Charakteren zu verabschieden. Deswegen möchte ich Julie Leuze bitten sich nicht all zu viel Zeit zu lassen, um weitere bedeutungsschwere und ausdrucksstarke Bücher zu schreiben.