Rezension

Eine sympatische Ehebrecherin

Madame Bovary - Gustave Flaubert

Madame Bovary
von Gustave Flaubert

Bewertet mit 3 Sternen

In Flauberts bekanntesten Werk Madame Bovary - Sitten der Provinz geht es um die hübsche Emma, die in jungen Jahren mit dem Landarzt Charles Bovary verheiratet wird. Dieser war zuvor bereits auf Wunsch seiner Eltern unglücklich mit einer Witwe verheiratet, die jedoch gestorben ist. In Emma sieht er die Frau, die er sich immer gewünscht hat. Er liebt sie abgöttisch. Emma ist im Gegensatz zu ihrem Ehemann Charles kulturell interessiert und sie liest sehr gerne. Vor allem Liebesromane.

"Was Charles redete, war platt wie das Straßenpflaster, und die Allerweltsideen wandelten in ihrem Alltagskostüm darauf umher, ohne zu Rührung, Lachen oder Träumerei anzuregen."

Sie sehnt sich danach dieses unbeschreiliche Gefühl der Liebe selbst einmal zu empfinden, doch obwohl Charles ihr jeden Wunsch von den Augen abliest, kann sie ihn nicht lieben. Auch die Geburt ihrer gemeinsamen Tochter ändert nichts daran. Seit sie zu einem Fest auf dem Schloss des Marquis d'Andervilliers eingeladen war, sehnt sie sich außerdem nach Reichtum und gesellschaftlicher Anerkennung. Doch ihr Ehemann hat nicht die Ambitionen dazu. Ihm reicht das bescheidene Landleben. Emma hingegen gibt das Geld mit vollen Händen aus und träumt von Paris.

"Sollte ein Mann aber nicht alles kennen, sich auf vielen Gebieten auszeichnen, einen mit den Kräften der Leidenschaft, mit den Genüssen des Lebens, mit allen Mysterien vertraut machen? Aber der da lehrte sie nichts, wußte nichts, wünschte sich nichts. Er glaubte, dass sie glücklich sei, und sie grollte ihm wegen dieser gesättigten Ruhe, dieser heiteren Trägheit und sogar wegen des Glücks, das sie ihm schenkte."

Madame Bovary ist nicht glücklich in dem kleinen Ort Tostes in dem sie leben. Daher entschließt sich Charles seine Praxis dort aufzugeben und nach Yonville zu ziehen. Dort lernt Emma den Notargehilfen Léon kennen, der ihre Leidenschaft für Kulturelles und romantische Bücher teilt. Es knistert heftig zwischen den beiden, doch Emma bleibt standhaft und bemüht sich ihrem Mann die gleiche Liebe entgegenzubringen wie er ihr. Doch eines Tages lernt sie den benachbarten Gutsherrn und Frauenhelden Rodolphe kennen und die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre. Endlich lernt Emma das Gefühl der Liebe kennen, nach dem sie sich so sehr gesehnt hat. Von ihrem Ehemann entfernt sie sich dabei immer mehr.

"Alles an ihm reizte sie jetzt: sein Gesicht, seine Kleidung, die Worte, die er nicht sprach, seine ganze Erscheinung, seine Existenz überhaupt. Sie bereute ihre bisherige Tugend wie ein Verbrechen, und was davon noch übrig war, fiel unter den wilden Stößen ihres Stolzes in sich zusammen. Sie genoss mit aller Schadenfreude den begangenen Ehebruch."

Um ihr Gück in vollen Zügen zu genießen und sich nicht mehr heimlich treffen zu müssen will sie mit Rodolphe durchbrennen, aber dieser will sein Gut nicht verlassen und teilt ihr in einem Brief mit, dass sie sich nicht mehr sehen werden. Emma ist am Boden zerstört und erleidet einen Nervenzusammenbruch. Charles, der sich nicht erklären kann was seiner Frau fehlt, will sie mit einem Opernbesuch in Rouen aufmuntern. Dort trifft sie Léon wieder und die alten Gefühle kommen erneut hervor. Jetzt kann Emma nicht mehr standhaft bleiben und beginnt auch mit Léon eine Affäre. Monsieur Bovary bekommt von all dem nichts mit. Er ist noch immer so verliebt in seine Frau, dass er ihr sogar eine Vollmacht ausstellt und damit unwissenderweise ihre Reisen zu ihrem Liebhaber finanziert. Emma lebt jedoch so sehr über ihre Verhältnisse, dass sie in ernste Schwierigkeiten gerät...

Ich habe mich total darauf gefreut diesen Weltklassiker zu lesen. Zum einen, weil ich in letzter Zeit gerne französische Romane lese und zum anderen, weil ich Verführungsromane wie Effi Briest und Anna Karenina toll finde. Aber ich bin überhaupt nicht mit dem Buch warm geworden. Ich habe mich richtig zwingen müssen es weiterzulesen, weil es mich streckenweise einfach nur gelangweilt hat. Ich finde die Geschichte an sich und die Figurt der Emma Bovary sehr gelungen, doch meines Erachtens kommt Gustave Flaubert nicht auf den Punkt. Er schreibt über so viel Unwichtiges, dass meine Gedanken beim Lesen oft woanders waren und ich mich immer wieder zwingen musste mich auf die Geschichte zu konzentrieren. Sicher sind einige Szenen wichtig, damit man die Entwicklung der Potagonisten nachvollziehen kann. Doch meiner Meinung nach hätte man sie nicht zu sehr ausschmücken müssen und einige sogar gänzlich streichen können. Dennoch finde ich Emmas innere Zerrissenheit zwischen der Tugend und der Sehnsucht nach Liebe gut dargestellt. Auch an Aktualität hat der bereits über 150 Jahre alte Roman nichts verloren.

Was ich bei derAusgabe vom Diogones Verlag schön fand ist der Anhang. Dort findet man drei zeitgenössische Rezensionen aus dem Jahr 1857 wobei eine davon von Charles Baudelaire (Die Blumen des Bösen) ist. Und außerdem gibt es ein Nachwort von Heinrich Mann. Das fließt jedoch nicht mit in meine Bewertung ein.

Fazit:
Für mich eine Enttäuschung, weil ich sehr große Erwartungen an den Roman hatte. Vielleicht bin ich aber auch noch zu jung dafür und sollte ihn in ein paar Jahren erneut lesen, denn bei einigen Klassikern interpretiert man in den verschiedenen Lebensphasen immer wieder Neues wie zum Beispiel bei Goethes Faust. Daher empfehle ich jedem der Klassiker und dramatische Liebesromane mag das Buch zu lesen und sich selbst eine Meinung darüber zu bilden. Da ich die Geschichte an sich und die Protagonisten sehr gelungen finde, vergebe ich noch 3 Sterne.