Rezension

Eine Obsession der Kunst...

Die Schwanendiebe - Elizabeth Kostova

Die Schwanendiebe
von Elizabeth Kostova

Bewertet mit 5 Sternen

Vielleicht ist Elizabeth Kostova einigen bekannt, da sie schon "Der Historiker" geschrieben hat. Ihr erstes Buch habe ich nicht gelesen, bzw. zweimal angefangen, aber immer wieder abgebrochen. Doch ihr zweites Werk zog mich schon an, als ich nur das Cover sah. Dieses düstere Ambiente ließ den Schwan magisch wirken.

Es geht auch um eben so einen Schwan, aber dieses ist auf einem Bild zu sehen. Das Bild wiederum hängt in derNational Gallery of Arts. Dort hängt es auch als Robert Oliver versucht es mit einem Messer zu attackieren.Robert wird festgenommen und wird kurz darauf in eine Psychiatrie eingewiesen. Bald darauf fängt Andrew Marlow an, sich für den Fall zu interessieren.

Robert Oliver ist verschlossen, aber wirklich schwer krank. Er spricht ganze zwei Sätze mit Marlow. Dann verfällt er in ein tiefes, trauriges Schweigen und klammert sich nur an ein paar alte Briefe, die er immer bei sich trägt. Marlow fängt an die Vergangenheit des berühmten Malers, Robert Oliver, nachzuvollziehen. Zwei Frauen haben ihre Spuren im Leben des Malers hinterlassen, und dann gibt es noch die eigenartigen, französischenBriefe....

Für Marlow wird es zu einer Obsession, herauszufinden, warum Robert, das Bild attackiert hat...

Auf den ersten Blick hört sich das Buch nicht spannend an. Das gebe ich offen zu. Aber die Düsternis, die schon auf dem Cover zu sehen ist, zieht sich durch die Seelen der Charaktere. Elizabeth Kostova schafft es Einblicke in Seelen zu geben, die getrieben sind von einer unwahrscheinlichen Macht und/ oder dem Glauben an etwas Unglaubliches. Jede Gefühlregung vom leidenden Robert ist nachvollziehbar. Nie habe ich mich gefragt, warum Robert so fehlt, ich habe es immer auch gefühlt.Ich war so verwirrt wie er, ich habe geliebt mit ihm und ich habe mich auch verloren gefühlt, in einer Welt, die den Maler nicht versteht.

Alle Figuren durchleben im Roman eine Verwandlung.Robert verwandelt sich auch, aber ich mag lieber nicht zu viel verraten ;) Marlow wächst spürbar an der Aufgabe und ich hatte auch das Gefühl, das er selbst eine Obsession für Robert entwickelt hat. Es ist wunderbar mit anzusehen, wie die Figuren sich bewegen, wachsen und sich verändern.

Es geht in dem Buch um die Leda. Eine griechische Sage, in der Zeus sich in Leda verliebt. Leda ist aber miteinem Feldherren liiert und damit Zeus sie haben kann, verwandelt er sich in einen Schwan und hat in dieser Gestalt auch Sex mit ihr. Leda bekommt später vier Kinder. Zwei von Zeus und zwei von ihrem anderen Mann, da er am gleichen Tag noch mit ihr schläft.

Woher ich das weiß? Ich habe gegooglt. Klar, dass machen wir alle mal, aber ich habe woher noch nieWEGEN einem Buch gegoogelt. Aber dieses Buch verlangte da nach. Ich wollte mehr wissen, mehr wissen von den Malern, die erwähnt wurden, mehr wissen, was der Impressionismus eigentlich ist.

Ich roch die Ölfarben, wenn Robert Oliver malte, ich hörte das leise Geräusch eines Pinsels auf einer Leinwand. Ich war IN dem Buch.

Ich habe etwas länger für dieses Buch gebraucht.Stückchenweise bin ich in dieses Buch eingetaucht, denn es hatte Aufmerksamkeit verdient. Kein flüchtiges Lesen von einem Kapitel vorm Schlafen, kein eben Mal so lesen, es braucht Zeit dieses Buch, damit es seine Geschichte erzählen kann. Auf Seite 10 fiel mir zur Sprache von Elizabeth Kostova nur ein Wort ein "Monumental".Und das ist so geblieben.

Für mich ist dieser Roman, ein mit Herzblut geschriebener, opulenter Roman, der einen wahren Einblick in eine arme Psyche gibt.