Rezension

Eine Insel mit Vergangenheit

Das Sternenhaus - Kimberley Wilkins

Das Sternenhaus
von Kimberley Wilkins

Bewertet mit 4 Sternen

Nina ist eine recht erfolgreiche Autorin, leidet aber momentan an einer akuten Schreibblockade. Nicht ganz unschuldig daran ist ihr Freund, bzw. Exfreund, der sie verlassen hat. Mit einer anderen Frau ist ihm gelungen, was er erstrebte, er wird Vater.
Nina flieht aus ihrem Zuhause und macht sich auf den Weg zur Gefängnisinsel Ember Island, wo ihre Urgroßmutter Nell einst mit ihrem Vater lebte. Das Haus ist ein wenig in die Jahre gekommen und bedarf einer grundlegenden Überholung, um die sie sich nun kümmern will.
Dabei findet sie Teile eines alten Tagebuches ihrer Urgroßmutter und taucht in eine Welt ein, die 100 Jahre zurück liegt.

Nell lebte Ende des 19. Jh. auf der Gefängnisinsel Ember Island, deren Direktor ihr Vater gewesen ist. Er ist Witwer und lebt gemeinsam mit seiner Tochter, von der er sich nicht trennen mag, seit seine Frau gestorben war.
Als eines Tages Tilly auf die Insel kam, ist sie ein Glücksgriff für ihn, denn sie wird fortan die Gouvernante seiner Tochter. Aber Tilly trägt ein tiefes Geheimnis mit sich und eine Vergangenheit, die sie bald einzuholen scheint...

Kimberley Wilkins gelingt es mühelos, zwei Zeitebenen miteinander zu verknüpfen. Wie schon in ihren beiden ersten Büchern hat sie damit Erfolg.

Die beiden Zeitebenen dieses Buches sind durch 100 Jahre voneinander getrennt. In beiden spielt sich alles auf der abgelegenen Insel Ember Island ab, die seinerzeit eine Gefängnisinsel war und von Privatpersonen weitestgehend unbewohnt. So ist es auch kein Wunder, dass Nell, die Tochter des Gefängnisleiters dort vereinsamt, denn es gibt niemanden, mit dem sie ihre Freizeit verbringen kann. Als Tilly in ihr Leben tritt, freunden sich die beiden recht schnell an. Auch zwischen Tilly und Nells Vater scheint es eine Beziehung zu geben, die Tilly wegen ihrer Vergangenheit nicht wirklich ausleben kann.

Nina, in der Gegenwart, kann den Betrug ihres Freundes nicht verkraften  und flüchtet auf die Insel. Sie ist bezaubert von ihr und lässt die Vergangenheit ihrer Urgroßmutter auf sich wirken. Sie will nun, einmal angefixt durch ein paar Seiten eines alten Tagebuches, alles wissen, aber wird sie jemals alles erfahren? Aber auch Nina hat ein Geheimnis, das sie nicht preisgeben mag, dass aber aufgrund einer aufdringlichen Journalistin droht, aufgedeckt zu werden.

Die 2 Zeitebenen haben nicht nur Nell als Gemeinsamkeit, die diese miteinander verbinden. Der Handlungsort, die Gefängnisinsel, tut ihr übriges, wie auch an Herantasten an die Wahrheiten, die hinter all dem stecken und die aus dem Buch eine Einheit macht, die 100 Jahr überbrücken.
Die Autorin lässt den Leser teilhaben an einer Zeit, die uns nur aus Geschichtsbüchern nahe gebracht wurde. Ehen wurden aus wirtschaftlichen Überlegungen geschlossen, Liebe war an der Stelle unwichtig. Schnell ist da auch mal ein Betrüger zur Hand, der es auf die Erbschaft und das Eigentum der Ehefrau abgesehen hat. Es war eine Zeit, in der Frauen keine Rechte hatten und wenn sie sich zur Wehr setzten, mundtot gemacht wurden. Wer interessierte sich schon für Frauen.
Eine graue, düstere Zeit.

Die Autorin Kimberley Wilkins hat interessante Charaktere geschaffen, die man sehr gern begleitet. Auch wenn Unrecht geschehen war, so litt man mit den Protagonistinnen doch mit und hoffte für sie auf einen guten Ausgang.

Mit den Protagonistinnen hat die Autorin lebensbejahende Frauen geschaffen, die sich nicht unterkriegen lassen, die ihr Leben in die Hand nehmen und die ihren Weg gehen. Ich mochte die Frauen, ganz besonders Tilly, der übel mitgespielt wurde.
Kimberley Wilkins ist eine Autorin, die ich sehr mag und das mit recht, wie ich nach diesem Buch wieder feststellen durfte.