Rezension

Eine in jeglicher Hinsicht stürmische Reise nach Triest

Sturm über Triest -

Sturm über Triest
von Günter Neuwirth

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem ich Bruno Zabini, Inspector I. Klasse im k.u.k. Polizeiagenteninstitut von Triest, kürzlich im „Caffè in Triest“ getroffen und schätzen gelernt habe, begleite ich ihn natürlich auch bei diesem „Sturm über Triest“. Es ist der dritte und bedauerlicherweise letzte Teil um Bruno, der „Dampfer ab Triest“ war der Auftakt dieser Trilogie, die Günter Neuwirth so unterhaltsam wie historisch gut recherchiert darbietet.

Wir schreiben das Jahr 1907, es ist der 3. November, ein Sonntag. Nicht nur der Scirocco tobt über der Stadt, auch sind Agenten jeglicher Couleur unterwegs. Russen, Engländer, Franzosen, Italiener, auch Amerikaner tummeln sich hier, sie alle haben es auf gewisse Pläne abgesehen. Bruno war beurlaubt und kaum ist er wieder im Dienst, wird auf den Gleisen ein Toter gefunden. Es ist nicht irgendein Toter, nein. Er war Schiffbau-Ingenieur, das Land braucht neue Schlachtschiffe. Welche Bewandtnis es mit ihm hat, weshalb ihm vermutlich nach dem Leben getrachtet wurde, wird lange nicht gesehen. Oder hat Lainer, so der Tote, doch nichts mit den Agenten und den Geheimdiensten zu tun?

Neben den sehr fordernden beruflichen Belangen ist Brunos Privatleben schon auch Thema. Und das hat es in sich, er ist charmant, äußerst unterhaltsam und sehr begehrt. Ich treffe in Brunos Umfeld alte Bekannte, natürlich auch Fedora und Luise. Beiden ist er sehr nahe, sie verstehen sich auch untereinander gut. Und beide Frauen haben ihre eigenen Probleme, von denen ich hier auch so einiges erfahre. Und da ist noch eine gewisse Gräfin, sie kreuzt seinen Weg nicht nur in seiner Funktion als Polizeiagent.

Günter Neuwirth verwebt gekonnt Fiktives mit Historischem. Letzteres ist gut recherchiert, ich habe in seinen Büchern so manches dazugelernt und das auf sehr unterhaltsame Weise. Und nicht nur das, auch passt er seinen Schreibstil perfekt der Zeit von anno dazumal an, was aber den Lesefluss so gar nicht stört, eher im Gegenteil. Durch diese Anpassung, die beileibe nicht altbacken daherkommt, wird die nuancenreiche Story noch glaubwürdiger, weil authentisch.

Nebenbei bemerkt, gefällt mir das Personenverzeichnis, das vor das Geschehen gedruckt ist. Gegliedert ist dies in Brunos privatem Umfeld, der Triester Polizei und den wichtigsten Akteuren. So kommt man schnell in die Story und hat gleich mal einen guten Überblick. Auch das Cover vermittelt einen ersten Eindruck sowohl in die Thematik als auch in diese Zeit.  

Ja, es geht in vielerlei Hinsicht stürmisch zu. Sowohl in Brunos Heimatstadt als auch in seinem Privatleben. Nun heißt es Abschied nehmen von Bruno, mein Aufenthalt in Triest war trotz des tobenden Agentenkrieges und den nicht nur witterungsbedingt stürmisch bis frostigen Verhältnissen sehr angenehm. Das nunmehr dritte Mal hat Inspector Bruno Zabini im diesmal stürmischen Triest ermittelt, es ist der gelungene Abschluss der Trilogie um den Polizeiagenten in seinem Triest.