Rezension

Eine Hommage an einen österr. Widerstandskämpfer

Gefangener 2959 -

Gefangener 2959
von Bernhard Kreutner

Bewertet mit 5 Sternen

Bernhard Kreutner, den ich als Autor von zwei durchaus humorvollen Krimis kennengelernt habe, hat sich mit dieser Biografie einem Mann zugewandt, der vermutlich nur Insidern bekannt ist: DDr. Heinrich Maier, seines Zeichens katholischer Priester und österreichischer Widerstandskämpfer.

 

Geboren 1908 in Großweikersdorf (Niederösterreich) wächst er in ärmlichen Verhältnissen auf und wird Priester in einer Pfarre in Wien-Hernals. Bereits kurz nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938, beginnt er Widerstand zu leisten. Sei es, dass er entsprechende Flugzettel verteilt oder untergetauchten Menschen weiterhilft. Er nützt seine Kontakte ins Ausland und leitet streng geheime Rüstungspläne an die Alliierten weiter.

 

Heinrich Maier weiß um die Risken seines Tuns, dennoch setzt er sein Leben aufs Spiel. Im März 1944 schlägt das Regime zu. Heinrich Maier und Weggefährten werden verhaftet. Er wird in Einzelhaft gehalten, gefoltert und in das KZ Mauthausen gebracht. Er bietet trotz aller Schmerzen sowohl dem Richter am Volksgerichtshof Kurt Albrecht als auch dem Lagerkommandanten Franz Ziereis mutig und trotzig die Stirn.

 

Wenige Tage vor Ende des NS-Regimes wird er am 22. März 1945, vermutlich als letzter im Landesgericht Wien enthauptet. Seine letzten Worte „Für Christus den König! Es lebe Österreich!“

 

Meine Meinung:

 

Obwohl ich mich seit Jahren mit dem NS-Regime und dem Widerstand gegen dasselbe beschäftige, ist mir die Person Heinrich Maier noch nicht in seiner Deutlichkeit bewusst geworden. Bei „Widerstand gegen das NS-Regime“ fallen einem natürlich sofort Stauffenberg und seine Gruppe ein, oder wenn man aus Österreich ist Major Szokoll oder vielleicht die „Rote“ bzw. die „Schwarze Kapelle“ ein.

 

Nun hat Bernhard Kreutner ein sehr persönliches Porträt des katholischen Widerstandskämpfers gezeichnet, das fundiert recherchiert ist. Er erzählt, wie Heinrich Maier seinen Glauben trotz Haft, Folter und Konzentrationslager nicht verlor.

 

Dazu begibt sich der Autor auf penible Spurensuche. Er stöbert in Gerichtsakten, Gestapo-Protokollen und wertet Berichte von Zeitzeugen wie Freunden, Priesterkollegen und KZ-Mithäftlingen aus. All dies ergibt ein rundes Bild eines Menschen, der im Glauben fest verankert ist und entschieden gegen das Unrechtsregime auftritt.

 

Dass das NS-Regime gegen die katholische Kirche, wenn sie sich nicht angepasst hat, mit aller Härte vorgegangen ist, ist allgemein bekannt. Dass Würdenträger dieser Kirche christlichen Widerstand geleistet haben, nimmt hier mit dieser Biografie eine erfassbare Form an.

 

Es entsteht das Bild der gut geschmierten Maschinerie eines Systems, das seine Macht u. a. auf unzählige Mitläufer und Denunzianten stützt. Das Gefühl, man könnte jederzeit selbst ausgespäht und wegen regimekritischen Verhaltens verraten werden, macht die Menschen gefügig.

 

Zahlreiche Fotos und Faksimiles von Dokumenten ergänzen diese Biografie wie ein ausführliches Literaturverzeichnis. Berührend auch das Nachwort von Michael Köhlmeier.

 

Fazit:

 

Christlicher Widerstand in Österreich: Ein Beitrag zur Aufarbeitung der NS-Geschichte. Ein Buch, das gelesen werden sollte und dem ich gerne 5 Stern gebe.