Rezension

Eine gute Fortsetzung, wenn auch anders als erwartet

Enders - Lissa Price

Enders
von Lissa Price

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wieder eine Dilogie die ich sehr mag. “Starters” hatte mich allein schon vom Cover angesprochen und umso mehr überrascht. Sehr passen dazu ist das Cover von “Enders”, was ich natürlich lesen musste, um endlich zu erfahren, wer der “Old Man” ist.

Gerade mal zwei Wochen sind seit Abriss der Bodybank vergangen. Callie muss sich jedoch immer noch damit rumplagen, dass ihr Widersacher ständig über den Chip Kontakt aufnimmt. Der “Old Man” setzt sie unter Druck und droht einen Chipträger nach dem anderen umzubringen, wenn  Callie seinen Befehlen nicht folgt. Doch als sie endlich einlenkt und zu ihm geht, wird sie zuvor abgefangen. Hyden, ein Junge ihres Alters, der zudem ein Genie ist, entpuppt sich als neuer Mitstreiter um den Kampf gegen den “Old Man” und für einen freien Körper.

Erster Satz: Als ich mit der Hand über meinen Hinterkopf strich, hätte ich schwören können, dass ich den Chip unter der Haut spürte.

Idee: Die Idee mit der Bodybank und dem Körpertausch hat mit schon beim ersten Teil gefallen. In der Fortsetzung wird das Thema aufgegriffen und mit verschachtelten Figurkonstellationen gespickt.

Plot: Im Grunde müsste ich das Buch nochmal lesen, um auf die ganzen Feinheiten und Hinweise zu achten, die am Schluss aufgelöst werden. Viel Verschnaufpause lässt Lissa Price ihre Hauptprotagonistin nicht und stürzt sie gleich wieder in das Machtspiel des “Old Man”. Dabei fand ich es geschickt gelöst, wie die Autorin am Anfang die Erinnerung an den ersten Teil aufgefrischt hat. So fällt einem der nahtlose Übergang nicht schwer. Man muss nur wirklich aufpassen, bei den ganzen Irrungen im Verlauf der Geschichte. Leider müsste man zu viel spoilern, wenn ich darauf näher eingehen würde. Einiges konnte ich recht früh erahnen, aber das muss nicht für jeden Leser so gelten.

Schreibstil:  Ich-Perspektive im Präteritum! Ich liebe es. Ich finde nicht, dass eine nennenswerte Entwicklung im Stil stattgefunden hat. Lissa Price schreibt gut lesbar und erzeugt dieses Mal nicht durch Blackouts Spannung, sondern durch die verschiedenen Stimmen in Callies Kopf. Der innere Dialog kommt sehr gut herüber und erzeugt Spannung.

Charaktere: Das ist ein ganz besonderer Punkt in diesem Buch. Wir mussten uns ja von “Blake” praktisch verabschieden. Dafür bekommt man jetzt mehr “Michael” und neu dazu “Hyden”. Allerdings spielt Lissa Price sehr gut mit ihren Figuren und bedient sich dabei der Chiptechnologie. Das hatte ich so nicht erwartet. Ein wenig hatte ich das Gefühl das in “Enders” der Focus der Geschichte eher auf der Story, als auf den Figuren lag. War in Starters noch sehr Helena, Callie und Blake im Augenmerk, ist es hier Callies Antrieb mehr über den “Old Man” herauszufinden und auch über den Tod ihres Vaters. Teilweise habe ich auch nicht verstanden, warum die Figuren so auf Vorsicht gepocht haben, nur um dann doch wieder frei herumzulaufen, in der Gefahr geschnappt zu werden. Da waren mir die Handlungen zu unlogisch. Die Liebe bleibt meiner Meinung zu sehr auf der Strecke. Gerade im Hinblick auf Teil eins hätte da mehr kommen können. Positiv vermerke ich, dass es nicht zu diesem typischen Love-Triangle kam. Callies Gefühlswelt ist natürlich am meisten greifbar. Das ist, was ich vor allem an dieser Perspektive liebe.

Hintergrund: Es wird mehr aufgeklärt, allerdings zu wenig. Die Sporenkriege kommen fast gar nicht vor. Die Entstehung der Chiptechnologie wird angerissen, aber auch da hätte ich mir mehr Detail gewünscht. Leider blieb der Hintergrund für mich doch allgemein wieder zu schwammig.

Fazit: Eine gelungene Fortsetzung, zweifelsohne. Auch wenn ich manche Dinge unlogisch fand, hinterlässt mich Lissa Price mit zwei tollen Romanen, die ich gerne gelesen habe und nur weiterempfehlen kann.

Für alle, die von allem ein Bisschen haben wollen (Dystopie, Liebe, Thriller), getragen von einer tollen Protagonistin und von der Autorin in die Irre geleitet zu werden.