Rezension

Eine gelungene Mischung aus historischen Fakten und Fiktion

Die Puppenspieler - Tanja Kinkel

Die Puppenspieler
von Tanja Kinkel

Richard muss als Junge hilflos mitansehen, wie seine geliebte Mutter von der Inquisition auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird. Er wird von seiner Tante, einer angeheirateten Fuggerin, in Augsburg aufgenommen und schwört sich eines Tages zu beweisen, dass es keine Hexen gibt. Doch zunächst stehen seine Ausbildung und später die Arbeit im Unternehmen Jakob Fuggers im Vordergrund. Letztere führt ihn schließlich auch nach Florenz, wo er mit Lorenzo di Medici und wichtigen Künstlern und Intellektuellen in Kontakt kommt. Und er lernt Saviya, ein „Zigeunermädchen“ kennen…

Die Puppenspieler ist ein historischer Roman, der im Augsburg, Florenz und Rom der Renaissance angesiedelt ist. Ich finde diese Zeit wahnsinnig spannend und hatte das Glück, das Buch während eines Florenz-Urlaubs zu lesen und all die Kunstwerke und Bauten aus dieser Zeit gleich vor Ort ansehen zu können. Diesbezüglich war das Buch wirklich gut recherchiert und die Verflechtung von historischen Persönlichkeiten, wahren Begebenheiten und Fiktion war stets stimmig. Gut gefallen haben mir auch die Charaktere, die hervorragend ausgearbeitet waren: Richard hatte ich rasch ins Herz geschlossen, von Jakob Fugger war ich fasziniert, Heinrich Insistoris, den Inquisitor, habe ich verachtet usw. Allerdings empfand ich es sehr störend, dass alle „guten“ Charaktere in dem Buch wahnsinnig modern denken, wenn es etwa um Frauen oder Juden geht. Hier hätte mir eine authentischere Darstellung der Ansichten im 15. Jahrhundert besser gefallen (auch wenn es wohl schmerzhaft und brutal zu lesen wäre).

Auffällig ist, dass das Buch nur bedingt einem roten Faden folgt. Es beschreibt eher Richards Leben, statt einem klassischen Roman-Aufbau zu folgen. Mich persönlich hat das nicht gestört, da ich es einfach spannend fand, mehr von Richard zu erfahren und über die Renaissance und Florenz zu lesen. Gleichzeitig gibt es dadurch jedoch keinen klaren Spannungsbogen. Für dichtere Handlung hätte man, für meinen Geschmack, am Besten Saviya ganz aus dem Buch gestrichen - sie ging mir durchgängig auf die Nerven und es wirkte für mich rasch unverständlich, weshalb Richard sich so viele Frechheiten von seiner Geliebten bieten lässt.

Insgesamt hat mir „Die Puppenspieler“ sehr gut gefallen. Das Buch punktet mit tollen Charakteren und vielen geschichtlichen Details. Ich kann es daher Lesern von historischen Romanen guten Gewissens empfehlen - und wer sich auch noch für die Renaissance, Augsburg oder Florenz interessiert, sollte auf jeden Fall einmal einen Blick in dieses Werk werfen.