Rezension

Eine etwas andere Gruselgeschichte...

Gallant -

Gallant
von V. E. Schwab

Bewertet mit 4 Sternen

Olivia ist ein stummes Mädchen, dass in einem Waisenhaus lebt und Geister sehen kann. Das Einzige, was ihr von ihrer Familie geblieben ist, ist ein altes Tagebuch ihrer Mutter. Doch die Einträge sind eher verwirrend und rätselhaft. Eines Tages erhält sie einen Brief von einem Onkel, der sie zu sich zum Familiensitz einlädt. In der Hoffnung mehr über ihre Eltern in Erfahrung bringen zu können, macht sie sich auf den Weg. Doch der Ort, der sich endlich wie ein Zuhause anfühlen sollte, birgt ein großes düsteres Geheimnis...

Meine Leseerfahrung:
Ich habe V.E.Schwab mit "Das unsichtbare Leben der Addie LaRue" kennengelernt und habe mir daraufhin all ihre Bücher auf die Wunschliste gesetzt. Auf "Gallant" war ich schon sehr gespannt und hatte eine ähnlich gelagerte Geschichte erwartet. Doch dieses Buch ist gänzlich anders. Das Einzige, was es mit dem Vorgänger gemein hat, ist die wundervolle Erzählweise der Autorin, die einen völlig verzaubert und in eine andere Welt eintauchen lässt. So beginnt "Gallant" zwar sehr ruhig, aber dennoch schleichenderweise spannend. Und so denkt man sich: Wie kann dieses Buch bereits nach weniger als 300 Seiten enden? Denn die Story hat absolutes Potenzial und verdient eine tiefergehende Ausführung, als wie sie uns geboten wird.

Olivia als stumme Protagonistin ist eine geniale Idee, die sicherlich schwierig umzusetzen war. Trotz Kommunikationschwierigkeiten kann sie sich aber dennoch mitteilen und ist eine durchaus beeindruckende und interessante Persönlichkeit. Auf ihr Handicap war ich definitiv nicht vorbereitet. Ich habe mich aber sehr schnell damit arrangiert, weil sie eben eine richtig gutgezeichnete Figur darstellt, die viel Raum einnimmt und sich durch verschiedene Situationen behaupten kann. Hingegen fand ich die übrigen Charaktere viel zu oberflächlich, eben zu untypisch oberflächlich für die Autorin, die sich normalerweise viel Mühe mit den Protagonisten gibt. Hier hat man eher das Gefühl, dass der Roman möglichst schnell beendet werden musste, und dies leider auf Kosten der Figuren und auch der Geschichte selbst gegangen ist.

Dieses Buch hätte meines Erachtens viel umfangreicher sein müssen. Ich hätte mir sogar ein viel befriedigenderes Ende vorgestellt und ausgemalt, aber dennoch kann ich es nicht allzu schlecht bewerten, da die Geschichte um Olivia und Gallant grandios erzählt ist, weswegen ich wohl immer zu V.E.Schwabs Büchern greifen werde. Allerdings kommt das Buch nicht an Addie LaRue heran und gehört wohl eher zu den schwächeren Werken der Autorin.

Fazit:
Nach einem eher ruhigen Anfang steigert sich das Tempo der düsteren Geschichte um eine außergewöhnliche Protagonistin und ein geheimnisvolles Anwesen. Trotz inhaltlicher Schwächen sehr atmosphärisch erzählt und mit kunstvoll gestalteten Illustrationen und entsprechendem Buchcover, ist "Gallant" sicherlich ein kleiner Schatz im Bücherregal.