Rezension

Eine Annäherung an seinen Vater

Meines Vaters Heimat -

Meines Vaters Heimat
von Torkel S. Wächter

Bewertet mit 5 Sternen

Nach dem Tod des Vaters schlummern dessen Briefe, Tagebücher und andere Aufzeichnungen vorerst einmal für lange Jahre fast vergessen auf dem Dachboden des Hauses, bis der Sohn und Autor die vergilbten Briefe aus dem KZ Fuhlsbüttel entdeckt und glaubt, der Briefschreiber Walter sei der Zwillingsbruder seines Vaters Michael, der in den Wirren des Zweiten Weltkriegs auf ungeklärte Weise verschwunden ist. Als er dann begreift, dass Walter und Michael ein und dieselbe Person sind, ist seine Neugier geweckt und begibt sich auf Spurensuche.

 

Denn er kennt seinen Vater Michael nur als Leiter des militärpsychologischen Instituts und Hochschullehrer, der nebenbei noch für schwedische Zeitungen schreibt.

 

Da er weder deutsch noch die Sütterlinschrift beherrscht, muss er die Texte transkribieren und übersetzen lassen.

 

Dabei entdeckt er, dass die Lebensgeschichte seines Vaters schon lange auch seine eigene ist.

 

Meine Meinung:

 

Dieses Buch ist ein sehr wichtiges, jedoch an manchen Stellen kaum auszuhalten.

Sehr spannend zu lesen ist, dass nicht nur Täter ihre NS-Vergangenheit verschwiegen haben, sondern auch das Opfer des Regimes Walter. Es ist wie so oft, dass man erst nach dem Tod eines Angehörigen diesen erst kennenlernt, aber es zu spät ist, Fragen zu stellen und beantwortet zu bekommen. Alles was Torkel recherchiert (und das ist nicht wenig), ist aus zweiter oder gar dritter Hand.

 

Torkel S. Wächter beschreibt die Annäherung an seinen Vater, seine eigenen Zweifel, sein Konvertieren zum Judentum und sein ererbtes Trauma.

 

Nicht immer ganz chronologisch rekonstruiert Wächter das Leben seines Vater anhand der Dokumente und betagten Weggefährten. Als er sich eines Übersetzers für deutsch und Sütterlin bedient, weiß er noch nicht, dass dieser Mann seine Angebot dazu benützt, sein eigenes Gewissen zu beruhigen und sich zahlreiche Unverschämtheiten herausnimmt.

 

Dieses Buch spielt in mehreren Zeitebenen. Durch zahlreiche Rückblicke kann der Leser tief in die Gräuel der NS-Zeit eintauchen, was nicht immer leicht zu ertragen ist.

 

Fazit:

 

Ein tragische und gleichsam berührendes Eintauchen in die Welt des Vaters, von der Torkel S. Wächter so gar keine Ahnung hatte. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.