Rezension

Ein Stück Zeitgeschichte

In Zeiten des abnehmenden Lichts - Eugen Ruge

In Zeiten des abnehmenden Lichts
von Eugen Ruge

Bewertet mit 5 Sternen

Aufmerksam auf das Buch bin ja tatsächlich durch den Titel geworden, den ich einfach toll finde. Und er gibt wirklich gut die Stimmung des Buches wider. Aber auch der Roman  hat es mir letztendlich angetan und mich sehr begeistert. Es ist ein Familienroman und auch ein Stück Zeitgeschichte. Über fast vier Generationen hinweg schildert Ruge den schleichenden Untergang der DDR-Diktatur und das Schicksal einer Familie in der DDR. Von den Großeltern, die noch für den Kommunismus brannten und nach der Machtergreifung Hitlers ins Exil nach Mexiko gehen mussten über den Sohn, der ins russische Arbeitslager geriet und nach Jahren mit einer russischen Frau heimkehrt bis hin zum Enkel, der noch vor dem Mauerfall in den Westen flieht – zurück lässt er einen Sohn im Teenager-Alter, der bereits zu einer ganz anderen Generation gehört. Erzählt wird der Roman nicht chronologisch, sondern vielmehr in Montagetechnik. Zentrum der Geschichte ist der 90. Geburtstag des Großvaters im Jahr 1989. Faszinierend fand ich es, wie Ruge es schafft diese komplexe Geschichte, die ja immerhin um die 50 Jahre umfasst und in drei Ländern spielt, auf eigentlich recht wenigen Seiten zu erzählen. Man vermisst inhaltlich nichts und kann der Geschichte trotz der vielen Zeitsprünge sehr gut folgen. Den Schreibstil fand ich anfangs ein wenig eigenwillig, viele Stellen lesen sich wie eine Art innerer Monolog. Aber genau das macht den Roman aus. Die Stimmung des Romans ist sehr melancholisch, fast schon morbide und ein wenig negativ – ganz leicht meint man aber hier und da auch ein wenig Ironie zu spüren. Das passt natürlich wieder gut zum Inhalt. Ein ganz toller, interessanter Roman über ein Stück neuere Geschichte, der nichts verherrlicht, nichts beschönigt, aber auch keine Schuldigen sucht.